© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Im Zweifel Feierabend
Heiner Kappel über den letzten Versuch des BFB
Moritz Schwarz

Herr Dr. Kappel, was sind die wahren Hintergründe für Ihren Antrag, den Bund Freier Bürger aufzulösen?

Kappel: Die Versuche, eine Fusion mit anderen Parteien zu bewerkstelligen, sind letztlich daran gescheitert, daß alle sagten, die Verschuldung des BFB sei so hoch, daß man das Risiko nicht eingehen wolle, am Ende unsere Schulden mit zu übernehmen.

Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT haben Sie jedoch in früheren Gesprächen stets betont, die Schulden seien kein Problem mehr.

Kappel: Die Schulden in Höhe von über fünf Millionen Mark stammen noch aus der ersten Phase des BFB, bevor ich und der jetzige Vorstand die Führung übernommen haben. Einen Teil konnten wir abtragen, doch 3,5 Millionen sind lediglich über Rangrücktrittserklärungen neutralisiert. Das heißt, sie sind nicht erlassen, sie bedrohen die Partei aber auch nicht, sie ruhen sozusagen. Kommen aber einmal Erfolge und damit größere finanzielle Einnahmen, werden die Schulden wieder wirksam. Und das will verständlicherweise keiner der möglichen kooperationspartner.

In Ihrem Auflösungsantrag ist von einer unzureichenden "organisatorischen und personellen Situation" die Rede.

Kappel: Wir sind zwar weitaus besser organisiert als die Deutsche Partei oder die DSU, so sind wir in allen Ländern mit Landesverbänden präsent, was bei den genannten nicht der Fall ist. Aber auch mit der soliden Organisation des BFB allein ist bundesweit kein politischer Durchbruch zu erreichen. Da muß man ehrlich sein. Deshalb mein Bestreben, die konservativen demokratischen Parteien zu einer Partei zusammenzubringen.

Einwänden, der BFB sei trotz solider Strukturen eine virtuelle Partei, sind Sie in der Vergangenheit stets entgegengetreten: man müsse glauben und kämpfen, dann könne man auch siegen. Nun begründen Sie unter anderem genauso die Auflösung des BFB.

Kappel: Letzlich waren die Bedingungen, denen wir gegenüberstanden, einfach zu schwer. Das ist richtig. Wir hatten gehofft gegen die Schulden anrennen zu können, aber die Last hat uns erdrückt. Wir werden weitermachen, entweder im Rahmen einer anderen Partei, zum Beispiel der DP, wie es bereits beschlossen wurde. Oder aber die Parteien und Gruppierungen tun sich zusammen und bilden gemeinsam das Neue. Natürlich muß das mehr sein als bisher, sonst wiederholen wir nur die seitherige Trauergeschichte.

Genau. Warum sollte Ihre Strategie plötzlich mehr Erfolg haben als früher?

Kappel: Die DSU könnte etwa dreitausend aktive Mitglieder bringen, die DP wohl nur ein paar hundert, wir etwas weniger als zweitausend. Wenn sich die Republikaner entscheiden können, sich zur konservativ bürgerlichen Seite hinzubewegen, würden wir in einer gemeinsamen Gruppierung etwa zwanzigtausend Mitglieder haben. Damit kann man eine Partei machen.

Haben Sie nicht die Befürchtung, daß die Auflösung für die Wähler ein katastrophales Signal bedeutet? Nach dem Motto: Affenzirkus, das hat sowieso keinen Zweck mehr?

Kappel: Andersherum! Wir haben immer wieder von den Wählern gehört, solange ihr in diesen zersplitterten Kleinstgruppen antretet, ist die Stimme verschenkt.

Bis Anfang September haben Sie sich eine Frist gesetzt. Was passiert, wenn eine parteipolitische Neuformierung bis dahin nicht gelingt?

Kappel: Dann sage ich, die bürgerliche Rechte ist für eine ernstzunehmende Politik nicht geeignet. Feierabend.


 
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