© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/00 26. Mai 2000

 
Schein-Geld und Euro-Blüte
Murray N. Rothbards radikal-liberale Einführung in die Geldtheorie
Georg Willig

Murray N. Rothbard (1927–1995) war ein Schwergewicht unter den Ökonomen, kompetent zugleich als Historiker und politischer Philosoph. Im vorigen Jahr haben die Friedrich-Naumann-Stiftung und der Berliner Kopp Verlag deutsche Ausgaben seines philosophischen Hauptwerks "Die Ethik der Freiheit" bzw. der wirtschaftsliberalen Programmschrift "Eine neue Freiheit. Das libertäre Manifest" herausgebracht. Vor allem das "Manifest" zeigt Rothbard als Vertreter des radikalen Flügels der "Libertarians", die überwiegend den Republikanern nahe stehen, und die in der Ablehnung von Kollektivismus, Wohlfahrtsstaat und staatlicher Bürokratie sehr weit gehen.

Das jetzt auch in deutscher Übersetzung vorliegende Buch "Das Schein-Geld-System" ist eine glänzend geschriebene Einführung in die Geldtheorie. Von der Frage ausgehend, wie das Geld entstand, erzählt Rothbard die wechselvolle Geschichte dieses "Lebensbluts der Wirtschaft", jenes phantastischen Mittels, das der Zivilisation ihre Entwicklung ermöglichte und davon, wie es durch staatliche Eingriffe verdorben wurde. Rothbard schreibt prägnant und auch dem interessierten Laien verständlich. Und die Stringenz der Argumentation dürfte Kritiker seiner radikalen Thesen in Verlegenheit bringen.

In einem ausführlichen Nachwort ergänzt der Übersetzer und Herausgeber, Guido Hülsmann, von der Liberalen Akademie, Berlin, Rothbards Analyse des internationalen Währungssystems, die bei diesem bis zur Mitte der siebziger Jahre führte, um die weitere Entwicklung bis zum Jahre 1999. Dabei geht es auch um die Problematik, die sich aus der Europäischen Währungsunion ergibt. Hülsmann kommt zum fatalen Schluß: die Bedeutung der EZB (Europäische Zentralbank) liegt darin, daß mit ihr erstmals in der Geschichte ein zentraler Zeichengeldproduzent existiert, der die durch das alte System gegebenen Beschränkungen der Staatshaushalte aufhebt und damit neue Wege zur Bereicherung des Staates eröffnet. Dies ist der eigentliche Zweck der EZB und die Absicht ihrer Schöpfer. Der Euro wird keines der Währungsprobleme lösen, die seit der Abkehr vom Edelmetall immer wieder entstanden sind. Er wird sie vielmehr nur verschieben und dadurch verschärfen.

 

Murray Newton Rothbard, Das Schein-Geld-System. Wie der Staat unser Geld zerstört, Resch Verlag Innsbruck, 154 Seiten, 28 Mark.


 
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