© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
"Love-Parade der Ostpreußen"
Antworten aus der Alltagswelt: JF-Hostessen über das Ostpreußentreffen
Moritz Schwarz

Hallo Nancy und Marie-Kristin, Ihr seid als Hostessen für den Verlag der JF hier auf dem Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Leipzig. Was wißt Ihr über die Vertriebenen und was sagt Euch Ostpreußen?

Nancy: Letztendlich bin ich zwar auch ein Preuße, ich bin ja in Potsdam geboren, aber so richtig habe ich von dem Thema keine Ahnung.

Marie-Kristin: Ich habe schon näheres über die Vertreibung gehört, denn mein Opa ist Ostpreuße und hat mir davon erzählt.

Was haltet Ihr von dem Treffen?

Nancy: Ich habe nichts dagegen. Es gibt so viele, die sich treffen, wie jetzt das Gotik-Treffen bei uns in Leipzig, also warum nicht auch die Ostpreußen. Wenn die Leute daran Spaß haben, man sollte den Älteren ja auch was gönnen. Wir gehen ja auch zur Love-Parade, ist das nicht dasselbe!?

Marie-Kristin: Es ist gut, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und zurückzublicken.

Für die meisten jungen Deutschen liegt sogar der Mond näher als Ostpreußen. Ist das nicht alles wie von einem anderen Stern?

Nancy: Für mich ist das tatsächlich ganz anders, aber es ist schon interessant all das mal zu erfahren.

Marie-Kristin: Ich kenne es ja von meinem Opa, aber es stimmt schon, den normalen Jugendlichen interessiert das wohl überhaupt nicht: Lichtjahre weit entfernt.

Nancy: Ja genau!

Werdet Ihr bei Anlaß und Gelegenheit an das Thema zurückdenken, oder war das nur ein Job und ist bald wieder vergessen?

Nancy: Nein, ich vergesse das nicht einfach wieder. Jetzt, wo ich weiß, worum es geht, werde ich schon mal gucken und aufpassen, wenn mir das Thema wieder begegnen sollte.

Marie-Kristin: So sehe ich das auch.

Ihr habt die Vertriebenen hier nun etwas kennengelernt. Wie wirken sie auf Euch?

Nancy: Wir haben uns ja nun schon mit einigen unterhalten, die kamen gleich an und haben uns vollgelabert. Meist geht es ja da rein und da wieder raus. Aber machmal waren auch Themen dabei, wo du zugehört hast, weil sie interessant waren.

Marie-Kristin: Die Leute sind sehr von ihrer Meinung eingenommen. Und wir sollen am besten diese Meinung sofort übernehmen. Die laden bei uns ab.

Nancy: Ja, aber ich habe gesagt, ich sei neutral, schließlich wollte ich es recht machen, wir sollen doch die Zeitung an den Mann bringen!?

Wenn Ihr hört, die Leute wollen das geraubte Land zurück oder wenigstens gerecht entschädigt werden, was denkt ihr dann?

Nancy: Teils, teils, würde ich sagen.

Marie-Kristin: Sind die nicht schon entschädigt worden?

Nein.

Nancy: Ja gut, die Leute haben ja auch darunter gelitten. Wenn ich meine Familie durch so etwas verlieren würde, würde ich auch ausrasten und so eine Meinung vertreten.

Marie-Kristin: Es wäre wohl doch richtig, das Thema würde von der Politik aufgenommen werden, nur glaube ich, das wird wohl nicht passieren.

 

Nancy Doberleit, 19, ist Frisörin. Marie-Kristin Ginnold, 19, studiert BWL.


 
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