© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
Neulich im Internet
Zeitung modern
Erol Stern

Zur Zeit wird die populäre Frage kontrovers diskutiert, ob und wie die Zeitungen in Zukunft weiterbestehen können. Werden wir unsere geliebte JF bald im Kiosk auf elektronisches Papier downloaden oder gleich unter Netscape (sorry Bill!)? Erste Experimente mit flexiblen Displayfolien existieren bereits, die Technik dürfte also kurz- oder mittelfristig marktreif sein. Vorbei die Zeiten der Papierberge, als die ausgelesene, bei manchem auch von Ausschnitten durchlöcherte Sonntagsausgabe den Wohnzimmerteppich schmückte? Der Technokrat sieht sicherlich den praktischen Vorteil. Auch der Umwelt dürfte diese Papiervermeidung nicht schaden. Seit mindestens zwei Jahrzehnten träumen wir nun schon vom papierlosen Büro, doch sieht die Realität anders aus. In Deutschland wird mehr Papier denn je produziert und verarbeitet, trotz E-Mail und SMS. Doch wollen wir auf dem Weg in die Schöne Neue Informationswelt überhaupt die digitale Zeitung oder das virtuelle Buch? Würde ich mich über ein geschenktes CD-ROM-Buch genauso freuen? Meine Shakespeare-Gesamtausgabe auf CD-ROM setzt zwar auch Staub an, aber wo ist der morbide Charme der vergilbten Seiten? Versteht mich bitte nicht falsch, ich erhalte täglich etwa eine Handvoll dieser praktischen Newsletter. Und wenn ich ganz ehrlich bin, so lese ich auch diese nicht immer sofort, sie kosten mich ja keinen (realen) Platz. Der geneigte Leser mag jetzt eine Zukunftsprognose erwarten, doch letztendlich entscheidet sein Konsumverhalten, was die Zukunft bringt, orakelt Euer

Erol Stern


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen