© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/00 16. Juni 2000

 
Blick in die Medien
Unsere TV-WG
Armin Joosten

Es ist endlich geschafft! Hundert Tage sind überstanden. Der nervigste Klamauk, seit es weichgespülten Fernsehtrash gibt, hat sein (vorläufiges) Ende gefunden. Das Experiment TV-WG ist gelungen. Jedenfalls für die Produzenten und Macher. RTL2 konnte seinen Marktanteil bei den 14- bis 30jährigen um ein Vielfaches erhöhen und verbuchte einen satten Gewinn von mehr als 20 Millionen Mark. Die Produktionsfirma Endemol strich einen Reingewinn von zwei Millionen Mark ein. Auch das "BB"-Merchandising klappte vorzüglich: Plattenfirmen, T-Shirt-Hersteller, Zeitschriftenverlage und was sonst noch an dem Medienevent verdiente, dürften sich vor Freude rund gekugelt haben. Ach ja, der "Big Winner" der ganzen Chose heißt Zladdi und ist bekennender Kultur-Idiot und Shakes-Bier-Verehrer. Zladdi sahnte richtig gut ab. Nicht nur, daß er als Show-Moderator seine eigene Fernsehsendung bekam, sinnigerweise "Zlatkos Welt" genannt, und in allen möglichen Talk- und Labershows auftrat. Nein, der gute Mann nahm auch noch ein eigenes Musikstückchen auf und brillierte als Schlagerstar. So schnell wird aus einem arbeitslosen Mechaniker ein x-facher Millionär. Wenn das kein Vorbild ist. Und was ist eigentlich mit dem Gewinner dieses 100-Tage-Selbsterfahrungskurses im Container? Was ist mit John? Der arme Kerl freute sich auf den Hauptgewinn über 250.000 Mark. Und nun kommt Vater Staat, hält die Hand auf und kassiert glatt die Hälfte. Dumm gelaufen. Na ja, warten wir auf den Herbst, da gibt es dann die supertolle Fortsetzung, also ich freue mich schon.


 
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