© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/00 30. Juni 2000

 
Frisch gepresst

Alfred Weber. Daß es in der BRD keine bewältigungsfreien Zonen mehr gibt, und daß damit jenes Stadium der Totalität erreicht ist, das Carl Schmitt für ein Signum des alles gesellschaftliche Leben in sich einsaugenden Parteienstaates erachtete, zeigt der "Soziologenstreit" über den kleinen Bruder des großen Max: den Kultursoziologen Alfred Weber (1868–1958). Doch ungeachtet der umkämpften Frage, wie diese liberale Leitfigur sich denn 1933 verhalten habe, geht die Gesamtausgabe des Warners vor dem "vierten", entkultivierten Menschen mit den Bänden 5 und 8 zügig ihrem Abschluß entgegen ("Schriften zur Wirtschafts- und Sozialpolitik 1897–1932", Metropolis Verlag, Marburg 2000, 574 Seiten und "Schriften zur Kultur- und Geschichtssoziologie 1906–1958", ebd., 762 Seiten, je 58 Mark).

Münchner Ursuppe. Sie waren zwischen 1900 und 1920 alle da: Lenin und Thomas Mann, Stefan George, Ernst Niekisch und Max Weber. Da durfte "er" nicht fehlen, um in der Ursuppe für den großen Weltanschauungshunger seinen Freischwimmer zu machen. Anton Joachimsthaler rekonstruiert Hitlers Biographie, die Frühgeschichte der NSDAP und die politischen Biotope in der "Hauptstadt der Bewegung", die zum "Agitationszentrum für eine enttäuschte Generation" geworden sei ("Hitlers Weg begann in München 1913–1923", Herbig Verlag, München 2000, 400 Seiten, 212 Abbildungen, 58 Mark).

Österreich. Der kleine Kanzler Engelbert Dollfuß tot auf einem Louis-Seize-Möbel in der Wiener Hofburg liegend: das ist eins von den politisch symbolkräftigen Bildern, die das Werk des SPÖ-Publizisten Manfred Scheuch zieren ("Österreich im 20. Jahrhundert. Von der Monarchie zur Zweiten Republik", Verlag Christian Brandstätter, Wien–München 2000, 190 Seiten, 200 Abb. in duotone, 95 Mark).


 
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