© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/00 07. Juli 2000

 
UMWELT
Die Blumenpracht ist meist vergiftet
Mario Gallon

Die Deutschen kaufen jährlich für über acht Milliarden Mark Blumen. Ob Rosen, Tulpen oder rote Nelken – für Nachschub ist stets gesorgt, im Sommer wie im Winter. Gedanken, woher sie kommen, machen sich allerdings die wenigsten.

Vier von fünf verkauften Blumen kommen aus dem Ausland, meist aus Ländern, wo die Giftdusche zum "Schutz" der Pflanze Anwendung findet. Mit den Blumenbergen werden so Pestizide mitgeliefert. Richtwerte für Belastungen von Schnittblumen gibt es nicht. Nach Auskunft der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt leiden immer mehr Floristen unter Hautallergien und Atemswegerkrankungen. Für viele sei die einzige Heilungschance die Aufgabe ihres Berufs. Der Verdacht, daß zwischen den Blumenimporten und Allergien ein Zusammenhang besteht, wird durch die Tatsache bestärkt, daß sich Erkrankungen dieser Art auf die Wintermonate konzentrieren, in denen fast ausschließlich Importblumen verwandt werden. Es rächt sich also auch hier, daß eine unheilige Allianz aus raffgierigen Unternehmern und gleichgültigen Käufern einfache Waren wie Butter, Äpfel oder eben Blumen aus weiter Ferne heranschaffen läßt, zu einem Preis, der zwar billig ist, aber auch krank zu machen geeignet ist.

So rieseln nicht selten bis zu 230 Kilogramm Insektizide, Herbizide und Fungizide pro Jahr und Hektar hernieder: Eine wahrhaft atemberaubende Menge. Insofern sind die eigentlich Leidenden die, die auf den Plantagen im Giftregen malochen – meist ungeschützt, wie in Kolumbien. Die Folgen sind Leukämie, Leber- und Nierenschäden sowie Nerven- und Chromosomenschäden. Fragen Sie beim nächsten Blumenkauf, woher diese kommen und nicht nur nach dem Preis.


 
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