© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/00 21. Juli 2000

 
Meldungen

Zwist um Jörg Haider in "Forza Italia"

WIEN/ROM. In einem Interview mit dem Mailänder Sender Sole 24 hat Jörg Haider erklärt, er stoße bei breiten Teilen von "Forza Italia" (FI) auf große Sympathie, doch deren Parteichef Silvio Berlusconi habe Angst, dies zuzugeben, weil er die EU-Instanzen in Brüssel fürchte. FI-Sprecher Paolo Bonaiuti erklärte darauf, daß "einige Forza-Italia-Regionalpolitiker" Haider eingeladen hätten, bedeute nicht, "daß die nationale Partei hinter ihm stehe". Ex-Außenminister Antonio Martino (FI) hält es dagegen für einen "großen Fehler", sich vom Kärntner Landeshauptmann zu distanzieren, da die Methode der Sanktionen gegenüber einer demokratisch gewählten Partei inakzeptabel sei. "Jörg ist einer von uns", erklärte er der Zeitung La Repubblica.

 

Schüssel enthüllt erste zweisprachige Ortstafel

WIEN. Die erste zweisprachige Ortstafel des Burgenlandes enthüllte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vergangene Woche in Großwarasdorf/Veliki Boristof. Insgesamt werden 47 kroatische und vier ungarische Orte künftig zweisprachig ausgewiesen. Per Verordnung der Regierung wurden zuvor die letzten rechtlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt. In den nächsten Wochen werden 260 Ortstafeln, die auf Bundes- und Landesstraßen stehen, ebenfalls ausgewechselt.

 

Gedenktag und Rente für französische Juden

PARIS. In Frankreich ist am 16. Juli erstmals der "Tag zur Erinnerung an antisemitische und rassistische Taten in der Zeit des Zweiten Weltkriegs" begangen worden. Bildungsminister Jean-Luc Melenchon sprach bei einer Gedenkstunde von einem Tag der "Trauer und Scham für die Franzosen". Am "schwarzen Donnerstag", dem 16. Juli 1942, trieben 4.500 Gendarme der Vichy-Regierung etwa 13.000 Juden im Pariser "Velodrome d’Hiver" zusammen. Der Gedenktag war am 10. Juli per Gesetz beschlossen worden. Außerdem sollen etwa 10.000 Nachkommen der Opfer der Judenverfolgung in Frankreich wahlweise eine Monatsrente von 3.000 Franc oder eine Einmalzahlung von 180.000 Franc erhalten.

 

Rassismus in fast jeder öffentlichen Institution

LONDON. In einem Fernsehinterview rief Innenminister Jack Straw seine Landsleute auf, "den Ballast aus den Zeiten des britischen Empires" abzuwerfen. Eine "verzerrte" Auffassung von der eigenen Nationalität sei für "Rassismus in fast jeder öffentlichen Institution" verantwortlich. Die Gewalt beim Fußball zeige, daß es besonders bei Männern ein "spezifisches Problem mit dem Englischsein gibt". Dies sei nicht auf eine "Minderheit von Rowdys" beschränkt, sondern gehe von einer "großen Gruppe rassistischer und xenophobischer Männer" aus. In der Vorwoche mußte der Londoner Polizist Peter Ferguson wegen "rassistisch verstärkter Beleidigung" seinen Dienst quittieren: Er hatte während eines Wohltätigkeitsquiz die Tante von Naomi Campbell als "flachnasige Äffin" bezeichnet und gesagt: "Sie sieht aus, als hätte sie sechs Runden mit Mike Tyson hinter sich".

 

Finis Israel-Reise ist überraschend geplatzt

ROM. Die erste offizielle Israel-Reise des Chefs der italienischen Alleanza Nazionale (AN), Gianfranco Fini, ist geplatzt. Innenpolitische Wirren in Israel seien dafür verantwortlich, daß der für Juli geplante Besuch abgesagt worden sei, erklärte AN-Fraktionschef Gustavo Selva, der die Delegation in Tel Aviv hätte anführen sollen. Die AN hat gute Kontakte zum israelischen Likud-Block. Doch jüdische Vereine in Italien protestierten und Roms Bürgermeister Francesco Rutelli erinnerte daran, daß die AN im April Wahlabsprachen mit dem MSI-Fiamma Tricolore getroffen habe.


 
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