© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/00 21. Juli 2000

 
"Tatsachen beibehalten"
Eine Note des US-Außenamtes stützt Prag

Die USA unterstützen die Tsche chei in der Frage der Benes-Dekrete, die die Grundlage für die Vertreibung von 3,5 Millionen Sudetendeutschen bildeten. Ohne die Dekrete zu erwähnen, erklärte Washington in einer Note: "Entscheidungen, die die Folgen des Zweiten Weltkriegs regelten, sollten als historische Tatsachen nicht in Frage gestellt werden." Für Jan Zahradil – Chef des außenpolitischen Parlamentsausschusses – habe Washington damit einen "dicken Strich durch die Rechnung der Sudetendeutschen gemacht". Prager Diplomaten hatten am Rande der NS-Zwangsarbeiter-Verhandlungen bei den USA angefragt, ob die "Rechtssicherheit" für deutsche Firmen auch Auswirkungen auf die Prager Auffassung zu den Kriegsreparationen haben würde. Die Tschechoslowakei hat niemals auf Reparationsforderungen gegenüber Deutschland verzichtet. Solche Forderungen wurden als "Faustpfand" gegen sudetendeutsche Eigentumsforderungen betrachtet. Hätte sich die Abschlußerklärung zur Zwangsarbeiterentschädigung auf jedwede Reparationsansprüche bezogen, wäre Prag dieser Trumpf entglitten. Zu der von Außenministerin Madeleine Albright abgesegneten Note meinte der Leiter der Prager Mitteleuropa-Abteilung, Jiri Sitler: "Wir haben die Reparationsfrage lediglich in der Schublade und beabsichtigen nicht, sie auch tatsächlich aufzuwerfen. Wir sind an bestmögliche Beziehungen zu Berlin interessiert."


 
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