© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/00 28. Juli / 04. August 2000


Arme Verbraucher
von Jörg Fischer

Hätte der Wirtschaftsminister Günter Rexrodt 1998 angekündigt, zur Sanierung des Bundesetats die Zuschüsse für die gemeinnützige "Stiftung Warentest" von 13 auf 8 Millionen Mark kürzen zu wollen, wäre ein Aufschrei der Entrüstung durch Deutschland gegangen.

Der Verbraucherschutz dürfe nicht auf Sparflamme gefahren, sondern müsse ausgebaut werden. Die Unabhängigkeit der Stiftung, die ihre Publikationen ohne Anzeigen veröffentlicht und Prüfmuster auf eigene Kosten einkauft sei bedroht, hätte nicht nur Stiftungsvorstand Brinkmann verkündet. Rot und Grün hätten gegen die Regierung mobil gemacht. Auch ein Finanzminister Oskar Lafontaine hätte noch 1999 argumentiert: "In den Zeiten von Globalisierung und Liberalisierung muß der Verbraucherschutz gestärkt und nicht geschwächt werden." Doch der Satz stammt vom CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz. "Gerade Verbraucher, die die Mark zwei mal umdrehen müssen, nutzen in den Verbraucherberatungsstellen die objektiv und gut recherchierten Informationen" so Polenz heute.

Durch den Etat von 100 Millionen Mark wurden vergangenes Jahr 128 Warengruppen und 83 Dienstleistungen untersucht. Für Auto- oder PC-Tests ist die Stiftung entbehrlich - das machen Auto-Straßenverkehr oder Chip genauso gut. Aber wer testet den Saft von Aldi oder die Matratzen aus dem Dänischen Bettenlager? Sparkommissar Hans Eichel hat bestimmt einen Posten im Etat, der entbehrlich wäre. Warum müssen denn 250 Millionen Mark zur "Bekämpfung von Rechts" nach Mitteldeutschland fließen? 245 Millionen hätten den gleichen Effekt.


 
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