© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/00 28. Juli / 04. August 2000 |
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Nationale und Gewalt von Dieter Stein Vier halbwüchsige Deutsche haben gestanden, vergangene Woche ein Asylbewerberheim in Ludwigshafen mit Brandsätzen beworfen zu haben, wobei drei Kinder verletzt wurden. Noch ist der Fall nicht ganz aufgeklärt, doch ähnliches ist oft genug passiert. Nun kann man darauf hinweisen, daß Gewalt deutscher Jugendlicher aufgebauscht, Gewalt ausländischer Jugendlicher oft verniedlicht, ja sogar verschwiegen wird. Man kann darauf hinweisen, daß ausländerfeindliche Taten nicht immer eindeutig politisch motiviert sind. Man kann es sich einfach machen und die Täter zu asozialen Bestien stempeln, die weggeschlossen werden müssen. Das alles sind aber faule Ausreden für Taten, die kein einziges Mal passieren dürfen und eine Schande für eine Kulturnation sind. Wenn man sich darauf beschränkt, solche Verbrechen zu Fällen für die Polizei und den Staatsanwalt zu erklären, dann ist dies eine soziale Bankrotterklärung. Oft hatten Täter Berührungspunkte zu nationalen Ideen, Kontakt zu Parteien der politischen Rechten oder waren sogar deren Mitglieder. Deutsche Jugendliche schreiten zur Gewalt im Irrglauben, etwas Positives für ihr Volk zu tun! "Die Gesellschaft" sei schuld an solchen Entwicklungen? Was ist das für ein den Einzelnen entmündigendes Menschenbild! Eine verantwortungsbewußte "Rechte" muß hier ihre Aufgabe erkennen und sozial integrierend wirken. Beispielsweise dadurch, daß Jugendlichen begeistert werden, sich sinnvoll für ihre Gemeinschaft zu engagieren - ohne Gewalt. |