© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/00 28. Juli / 04. August 2000

 
Nietzsches große Alternative
von Reinhart Maurer

Jeder wirkliche Philosoph macht verfängliche Äuße rungen und jeder ist auch komplex-kompliziert. "Was nicht kompliziert ist, ist falsch", sagt Gomez Davila. Aber gewöhnlich möchte man es einfach haben und so löst man aus dem Komplexen den Strang oder die Seite heraus, die man für eigene Zwecke gebrauchen kann. Wenn man das so Isolierte dann noch auf die verfänglichen Äußerungen hin zubereitet, kann man daraus entweder einen Haken formen, an dem man den Philosophen aufhängt, oder ein Programm für radikale Aktion.

Bei Nietzsche gibt es viele verfängliche Äußerungen, und außerdem ist er komplex bis zum Anschein von Widersprüchlichkeit und Chaotik. Die unsystematische Form seiner Philosophie, von der überdies der größere Teil aus notizenhaftem Nachlaß besteht, fördert diesen Eindruck. So konnte nicht ausbleiben, daß man gerade Nietzsche für dieses und jenes gebraucht und mißbraucht hat. Seine faschistisch-nationalsozialistische Inanspruchnahme ist bekannt. Es gibt aber auch eine anarchistische und sogar eine sozialistische. Neuerdings stößt man auf mannigfache Versuche, ihn demokratisch-liberalistisch kompatibel zu machen, und in Verlängerung dieser Linie avanciert er auch zum Vater einer ultrapluralistischen "Postmoderne".

Dieser Nietzsche ist heute am ehesten willkommen, der Philosoph der Multiperspektive und des Perspektivenrelativismus. Wenn demnach nichts Bestimmtes mehr ist, woran man sich halten kann: um so besser. Ein solcher Nihilismus scheint individuellste Lebensformen zu ermöglichen. In ihm kann man sich flexibel global-mobil einrichten. Er entspricht dem Liberalismus als gemäßigtem Anarchismus, der Unübersichtlichkeit und Chaos schön findet, solange Staat und Gesellschaft einen gewissen minimalen, aber sicheren Ordnungsrahmen bieten und die Mittel zum Genuß dieser Freiheit möglichst üppig bereitstellen.

Ein bißchen Chaos ist also erwünscht, nicht etwa der Zusammenbruch der Müllabfuhr und der Versorgung mit Strom und Wasser oder gar Krieg. Fröhlich plätschert man im Pool der vielen Möglichkeiten und kann Nietzsche gebrauchen als einen, der zu einer entsprechenden "Lebenskunst" ermutigt. Das ist Nietzsche als Emanzipator, als der große Befreier aus traditionellen Bindungen und Konventionen, zumal religiös fundierten. Nicht gebrauchen kann man dagegen den Nietzsche, der sagt, diese schöne neue Welt der Freiheit sei kein Swimming Pool, sondern ein gefährlicher, unendlicher Ozean, auf dem man endlos sinnlos herumirren kann, und im Zustand des Nihilismus drohe wirklich das Nichts, zunächst einmal ein Nichts an Orientierung.

Zweifellos gibt es bei Nietzsche das Pathos der Befreiung und überhaupt die Seite der Freiheit, die aber fließende Übergänge zum Chaos hat. Modern ist nach ihm Freiheit bis zur Selbstzerstörung, bis zur Auflösung des Subjekts, das relativ frei sein könnte, und bis zur Auflösung aller Dinge, mit denen es umgehen könnte. Andererseits gibt es bei ihm die gegen die nihilistischen Konsequenzen der Freiheit gerichtete Aufforderung zum Setzen neuer Werte und von ihnen her zur kraftvollen, "organisierenden" (wie er oftmals sagt) Einigung des Vielen. Der siegreiche Liberalismus in der zweien Hälfte des 20. Jahrhunderts hält sich an die Seite der Vielheitsperspektivik und konzipiert von daher einen individualistisch-anarchistischen Soft-Nietzsche unter Abwendung von seiner anderen Seite, die als faschistoider Brutal-Nietzsche kompromittiert ist. Doch Nietzsches Fundamentalphilosophie des "Willens zur Macht" - ein sehr bewegliches Fundament - vereint beide Seiten, und zwar so, daß eine die andere korrigiert und mit ihr zusammen eine heraklitisch-gegenstrebige Fügung bildet. Der Wille zur Macht ist bei ihm kein metaphysisches, monistisches Prinzip. Die Wirklichkeit ist das Geflecht oder vielmehr Geschiebe der vielen Machtwillen, ihr Gegen- und Miteinander. Sie können nämlich miteinander komplexe Einheiten - es gibt nur solche - bilden: willig-widerwillige Ordnungsgefüge zur Zeit, möglicherweise aber auch auf lange Zeit.

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"Zweifellos gibt es bei Nietzsche das Pathos der Befreiung und die Seite der Freiheit, die aber fließende Übergänge zum Chaos hat. Modern ist nach ihm Freiheit bis zur Selbstzerstörung und bis zur Auflösung aller Dinge."

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Der Grundfehler der liberalistischen Nietzsche-Interpretation besteht darin, daß sie eine fiktive Anfangssituation des "freien Spiels der Kräfte" als real interpretiert und außerdem verewigt. Nach Nietzsches Philosophie der Machtwillen ist eine völlig offene Ausgangssituation des wirklichen Geschehens aber entweder fiktiv oder - was praktisch auf dasselbe hinausläuft - unendlich kurz. Denn schon im nächsten Moment haben einige Machtwillen sich als stärker erwiesen, haben andere mehr oder weniger zwanglos oder zwangvoll auf ihre Linie gebracht und haben damit Einheits- und Ordnungsstrukturen gegen chaotisches Durcheinander gestellt.

Der Liberalismus verkennt diese Wirklichkeit prekär hierarchischer oder prekär gleichberechtigter Macht- und Ordnungsstrukturen, die immer schon bestehen, und setzt dagegen auf die Annahme freier und gleicher Gesellschaftsatome, die nach Lust und Laune oder auch mit dem Verstand Bindungen, Kooperationen und Verträge eingehen und lösen können. Diese Annahme kann ideologischen Monopolanspruch erheben und kann so die Wirklichkeit verdecken.

Aber das ändert nichts daran, daß das Geschiebe der Machtwillen von zwei gegenstrebigen Tendenzen bestimmt ist: von pluraler Offenheit und von der Dominanz bestimmter Machtwillen, die sich im Spiel der Kräfte jeweils schon durchgesetzt haben, so daß es in manchen oder auch vielen Richtungen nicht (mehr) frei ist. Der Liberalismus setzt einseitig auf plurale Offenheit, zumindest seiner Ideologie und weltanschaulichen Propaganda nach. Faschismus und Nationalsozialismus verfielen der entgegengesetzten Einseitigkeit, der Betonung eines starken Machtwillens des Führers und seines Volks.

In der nationalsozialistischen Nietzsche-Interpretation wird der Wille zur Macht monistisch verstanden oder vielmehr mißverstanden. Als philosophischen, komplexen Begriff nahm man ihn sowieso nicht, sondern als magische Formel, und zwar als "Wille und Macht" (Titel einer HJ-Zeitschrift). So verkannte man, daß der Begriff bei Nietzsche ein Streben bezeichnet - zur Macht. Er besagt nicht, ein bestimmter Wille könne endgültig in den Besitz der Macht gelangen und sich in einem bestimmten Führer und seinem Volk inkarnieren. Nietzsche spricht zwar im Blick auf das heraufziehende nihilistische Chaos von der Notwendigkeit richtungsweisender Führer, doch sieht er auch die "erschreckliche Gefahr, daß sie ... mißraten und entarten können" (JGB, Nr. 203). Und genau das ist dann ja auch eingetreten. Der "Führer" und die an ihn glaubten mußten lernen, daß andere, entgegengesetzte Willen zur Macht mächtiger waren.

Aus Nietzsches Philosophie des Willens oder vielmehr der Willen zur Macht folgt, daß man im Blick auf eine bestimmte Zeit fragen muß, welcher Machtwillen sich durchgesetzt hat und bis auf weiteres das Geschehen bestimmt. In der Moderne ist es nach Nietzsche ein besonders starker Machtwillen, nämlich derjenige der vereinigten Schwachen. Der ausgebildete Altphilologe Nietzsche war bei Platon zu Hause und wußte, was Sokrates im Platonischen Dialog "Gorgias" dem Machtmenschen Kallikles sagt, der gegen die egalitäre Demokratie polemisiert, weil sie die Starken unterdrücke. Sokrates hält ihm entgegen: Wenn das Recht des Stärkeren gilt, wie du sagst, was kannst du gegen die Demokratie haben? Wenn die vielen Schwachen sich zusammenschließen, dann sind sie eben stärker als die wenigen Starken und können in ihrem Sinne die Maßstäbe setzen, zumal Gleichheit als Norm.

Außerdem - so kann man Sokrates‘ Argumentation im Sinne Nietzsches weiterführen - spielen im Gegeneinander der Machtwillen auch Klugheit und Verstellung eine große Rolle. Ein Machtwillen, der sich als solcher offen hervortut und sogar Monopolanspruch erhebt, erweckt sogleich Gegenwillen. Es ist klüger oder wenigstens strategisch cleverer, Ungleichheit im Namen der Gleichheit und partikulare Zwecke im Namen einer allgemeingültigen Moral und der Menschenrechte anzustreben. Auch mögen dabei nicht nur Verstellung und Heuchelei, sondern auch kluge Vermittlung zum Zuge kommen. Denn nach Nietzsche sind die Machtwillen zwar auf ihre eigenen Perspektive fixiert, sind dabei aber nicht blind für ihr Umfeld, sondern interpretieren mehr oder weniger eingehend und umfassend die anderen Willen, die im Spiel sind. Ein Machtwillen, der rassistisch-partikular auf die eigene Stärke pocht wie der nationalsozialistische, unterschätzt die anderen Willen. Dagegen erkennt demokratischer Pluralismus, sofern er nicht bloß ideologische Fassade ist, die Wirklichkeit verschiedener Machtwillen bis zu einem gewissen Grade an und bemüht sich um Vereinbarung und Kompromiß. So entstehen im Politischen zur Zeit die größeren, stärkeren Einheiten. Doch im Bewußtsein ihrer Massenbasis und ihres Integrationserfolgs können sie oder kann deren Führungsmacht (heute USA) eine Selbsteinschätzung entwickeln, die menschheitsumfassende Ansprüche enthält. Demokratischer Liberalismus schlägt um in einen moralisch-politischen Absolutismus, nämlich in den Monopolanspruch auf den allein richtigen Weg zum endgeschichtlichen Heil der Menschheit, säkularisiert zum Wohlstand für alle.

Nach Nietzsche war freilich dieser Wille zur Macht, moralisch kaschiert, von Anbeginn der kardinale Integrationsfaktor in der modernen, demokratisch-sozialistischen Weltanschauung, welche die Erbschaft jüdisch-christlich-religiöser Absolutheitsansprüche angetreten hat. "Die demokratische Bewegung macht die Erbschaft der christlichen" (JGB, Nr. 202). Ihre Moral hält sie für die Moral. So entstand die Entwicklungstendenz, "der Fortschritt", hin zu der einen, globalen Menschheitsherde, die sich durch Wissenschaft und Technik die Mittel zu uferloser Vermehrung und zum größtmöglichen Glück für die größtmögliche Zahl verschafft - nach Nietzsche freilich das kleine Glück der "letzten Menschen", das "Zarathustras Vorrede" sarkastisch beschreibt.

Man sollte also Nietzsche nicht verharmlosen. Er ist ein oder gar der prinzipiellste Fundamentalkritiker der modernen Gesellschaft, die als eine techno-demokratische tendenziell menschheitsumfassend ist. Nach ihm ist die ganze Entwicklung fatal. Er versucht, die eurogen-globale Fortschrittsgeschichte der Menschheit als ganze in den Blick zu bekommen, um sie von ihren religiös-moralischen Voraussetzungen her zu relativieren, am ehesten systematisch in seinem Buch "Zur Genealogie der Moral". Doch bereits seine Frühschrift "Die Geburt der Tragödie" zielt vor dem Kontrasthintergrund der altgriechischen, tragischen, aristokratischen Kultur kritisch auf die moderne Gesellschaft mit ihrem rationalistischen Optimismus einer "Korrektur der Welt" durch Wissenschaft und Technik und ihrem "Glauben an das Erdenglück aller". Die fortschrittliche Verbesserung der Verhältnisse, der conditio humana, sofern sie wirklich stattfindet, wird nach ihm erkauft durch eine Verschlecherung, Verkleinerung des Menschen. Darum sucht er nach der großen Alternative zu dem ganzen Komplex Judentum-Christentum-Demokratie-Sozialismus-Liberalismus-Anarchismus auf der Basis wissenschaftlich-technischer Naturbeherrschung. Nach ihm hat beim Übergang von altkulturell-aristokratischer Kultur zu der zuerst christlichen, dann demokratischen Formation eine "Umwertung aller Werte" stattgefunden. Dagegen konzipiert er eine neuerliche, künftige Umwertung aller Werte im Sinne einer "neuen Aristokratie". Sie ist, so wie er sie vorstellt, keine Restauration der alten Aristokratie mit ihrem zwar starken, aber recht blinden Machtwillen. Vielmehr soll die neue Aristokratie die Klugheit der Schwachen, deren jüdisch-christlicher "Sklavenaufstand in der Moral" ideologisch und politisch nach einem etwa 2000jährigem Kampf schließlich siegreich war, anerkennen und in sich aufnehmen. "Die menschliche Geschichte wäre eine gar zu dumme Sache ohne den Geist, der von den Ohnmächtigen her in sie gekommen ist", heißt es in der "Genealogie der Moral". Nietzsches große Alternative ist also näher betrachtet eine Aufhebung im mehrfachen, schon von Hegel genutzten Sinn des Wortes: teils Negation, teils Bewahrung, insgesamt das Erreichen oder Wiedererreichen einer höheren Stufe.

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"Man sollte

Nietzsche nicht verharmlosen. Er ist ein oder gar der prinzipiellste Fundamentalkritiker der modernen Gesellschaft, die als eine techno-demokra-tische tendenziell menschheits- umfassend ist."

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Das ändert aber nichts daran, daß so wesentliche Voraussetzungen des christlich-demokratischen sowie zugleich anthropozentrisch-technokratischen Komplexes radikal in Frage gestellt werden. Erstens ist nach Nietzsche seine vorgebliche Christlichkeit in Wahrheit anti-christlich - dazu besonders die Schrift "Der Antichrist" mit dem Kernsatz "im Grunde gab es nur einen Christen, und der starb am Kreuz".

Zweitens ist das demokratische Grundaxiom der Gleichheit der Menschen wirklichkeitswidrig, ist eine problematische Säkularisierung der "Gleichheit der Seelen vor Gott": "Man hat die Menschheit den Satz von der Gleichheit erst religiös stammeln gelehrt, man hat ihr später eine Moral daraus gemacht: was Wunder, daß der Mensch damit endet, ihn ernst zu nehmen! - will sagen politisch, demokratisch, sozialistisch, entrüstungs-pessimistisch" (KSA 13, 424).

Drittens ist die Anthropozentrik der wissenschaftlich-technischen Erdzivilisation die Hybris eines sich absolut setzenden, kollektiven Machtwillens: "Die ganze Attitüde ’Mensch gegen Welt‘, (…) der Mensch als Wertmaß der Dinge, als Welten-Richter (…) wir lachen schon, wenn wir ’Mensch und Welt‘ nebeneinander gestellt finden, getrennt durch die sublime Anmaßung des Wörtchens ’und‘!" (FW, Nr. 346). Gegen den Menschen als endgeschichtliche Einheitsherde der angeblich Freien und Gleichen, gegen dieses utopische Kollektiv als Maß aller Dinge stellt Nietzsche sein Zielbild einer neuen Aristokratie, deren Schule "Liebe und Gerechtigkeit gegen die Dinge" sein soll (KSA 10, 225), das heißt: eine nicht bloß zwischenmenschliche und egalitäre Gerechtigkeit ("Die Lehre von der Gleichheit (…) das Ende der Gerechtigkeit", KSA 6, 150). Die neuen Aristokraten, die ihm vorschweben, wären vielmehr Sachwalter einer Menschen und Dinge umfassenden, kosmischen Gerechtigkeit, der gemäß es darum geht, "die Ordnung des Ranges in der Welt aufrecht zu erhalten, unter den Dingen selbst - und nicht nur unter Menschen" (JGB, Nr. 219). Das allein entspricht dem von Nietzsche angenommenen Pluralismus verschiedenartiger und nicht nur menschlicher Willen zur Macht, deren Entfaltungsdrang nach ihm die Wirklichkeit ausmacht.

Man muß Nietzsche selbst zu Wort kommen lassen mit solchen Gedanken, die auch ein von unserer weltanschaulichen Generallinie ganz abweichendes Zukunftsprogramm enthalten. Wenn man nur behauptet, er habe es gesagt, klingt es zu unglaublich, gerade auch im Kontext gegenwärtiger, zeitgemäßer Nietzsche-Interpretation, die - wie gesagt - in die Richtung eines ultrapluralistischen Soft-Nietzsche ("anything goes") tendiert, der keine Zähne mehr hat. Dagegen muß man daran erinnern, daß er Zähne hat und beißt. Er ist eben immer noch unzeitgemäß oder ist es gar noch mehr geworden, da sich die Tendenzen hin zu globaler Techno-Demokratie, die er in seiner Zeit hellsichtig erfaßte, seitdem erst voll entfaltet haben. Indem der eurogene, heute weitgehend US-amerikanisch gewordene Machtwillen der großen Menschheitsherde moralische Absolutheitsansprüche anmeldet, unterdrückt er Alternativen menschlichen Daseins und ist dabei, seine Naturbasis zu ruinieren - was an sich bekannt ist, aber praktisch ignoriert wird.

Dennoch stehen die Zeitgemäßen mit beiden Beinen fest auf diesem schwankenden Boden und verkünden die Antiquiertheit jeder fundamentalen Kritik der modernen Gesellschaft. Das sei "reaktionäre Kulturkritik", und sie sei im Verschwinden begriffen, sagt man.

Was macht man dann aber mit Nietzsche, der als ein moderner Klassiker anerkannt ist? Nun, man kann ihn entweder als Klassiker kultivieren und so museal beerdigen. Oder man interpretiert ihn einseitig modernistisch, liberalistisch, wozu auch gehört, daß man ihn nur als skeptischen Erkenntnistheoretiker und Sprachphilosophen nimmt. Oder man bekämpft ihn als bösartigen, antidemokratischen Reaktionär.

Doch offenbar übt er trotz solcher Immunisierungsstrategien 100 Jahre nach seinem Tode eine Faszination aus, die davon Zeugnis ablegt, daß es unter dem mainstream moderner Weltanschauung interessante Gegenströmungen gibt. Nietzsche kann dazu beitragen, den geschlossenen Horizont unserer "offenen Gesellschaft", die sich für das non plus ultra der Geschichte hält, wieder zu öffnen.

Prof. Dr. Reinhart Maurer studierte in Münster bei Joachim Ritter, promovierte mit einer Arbeit über Hegels "Phänomenenologie" und habilitierte sich mit einer Untersuchung zum Thema "Politeia und Leviathan". Seit 1975 lehrt er am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Er veröffentlichte mehrere Bücher und zahlreiche Aufsätze, zuletzt im Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft (Bd. 5/6, Berlin 2000) den Essay "Nietzsche ökologisch?"


 
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