© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/00 11. August 2000


Pfarrer ohne Grenzen
von Gero Brandes

Pfarrer Winfried Pietrek und die Professorin Adelgunde Mer tensacker sollen nach ihrer Kampagne gegen das aus Amerika stammende Theaterstück "Corpus Christi", das Jesus und seine Jünger als homosexuelle Lustmolche darstellt, ins Gefängnis gesperrt werden. Nicht nur zu Recht empörte Christen und konservative Politiker protestierten gegen die Aufführung dieses Sudelstückes mit finanzieller Unterstützung der christlich-liberalen Landesregierung von Baden-Württemberg, sondern auch Homosexuelle, die erkannten, daß hier Toleranz nur ein Vorwand war, um gegen die Institution Kirche mobil zu machen. Somit wurden Millionen Menschen, Christen und Nichtchristen, diffaniert, die das "Buch der Bücher"– die Bibel – lesen und achten.

Bald wurde auch Freiburg Zeuge dieses Mißbrauches der "Freiheit der Kunst". Am 15. Juli bekannte Pfarrer W. Pietrek Farbe gegen diesen Mißbrauch; auf dem Augustinerplatz in Freiburg begann er eine Rede gegen die Aufführung. Er rechnete nicht mit dem Protest von ca. 450 Anhängern nebst 250 Chaoten, die Sprüche skandierten wie: "Hätt` Maria abgetrieben, wär’ uns das erspart geblieben" und auch nicht davor zurückschreckten, mit Eiern und Farbbeuteln zu werfen. Eine Woche später kam es zu einer Hausdurchsuchung bei Pfarrer Pietrek und dessen Vermieterin. Bei ihm wurde nichts, bei Frau Mertensacker einige Flugblätter und eine Rechnerfestplatte gefunden und beschlagnahmt. Ihr Ziel jedoch ist trotz dieses Gesinnungsterrors erreicht: "Corpus Christi" wurde abgesetzt.


 
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