© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/00 11. August 2000

 
Adel verpflichtet
Der britische Schauspieler Alec Guinness starb im Alter von 86 Jahren
Werner Olles

Die Kunst der Maske beherrschte er wie kaum ein anderer. In "Adel verpflichtet" (1949) spielte Alec Guinness acht verschiedene Angehörige der Familie derer von Ascoyne, die alle nacheinander gemeuchelt werden. In Alexander MacKendricks bitterer Satire "Der Mann im weißen Anzug" (1951) bewunderten wir den Wandelbaren als einen Erfinder, dessen unzerreißbarer Stoff nur Zank und Streit bei seinen Mitmenschen hervorruft und schließlich sogar in eine soziale Katastrophe auszuarten scheint.

Mit MacKendrick drehte er im Jahre 1955 auch die köstlichen "Ladykillers". Mit dieser schwarzen Meisterkomödie hatte das englische Filmlustspiel völlig seinen Stil gewandelt. Vor der entwaffnend unschuldigen Seele der alten Witwe Wilberforce (Katie Jounson) sind selbst die durchtriebenen Schurken machtlos, die als Musiker getarnt unter Führung von Professor Marcus alias Alec Guinness in ihrem Haus ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Als die Bankräuber entlarvt sind und der einzige Ausweg nur noch über die Leiche der alten Lady führt, wagt keiner der Ganoven den Mord zu begehen. Statt dessen räumen sie sich gegenseitig aus dem Weg und werden so unfreiwillig zum Schutzengel ihres naiven Opfers.

Alec Guinness wurde am 2. April 1914 in London geboren. Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, und seine Kindheit als unehelich Geborener war alles andere als glücklich. Am legendären Old Vic-Theater, dem er jahrelang angehörte, begann er mit Shakespeare-Dramen seine sechzigjährige Schauspielerkarriere, die ihn zum führenden Charakterdarsteller des englischen Films werden ließ. Er spielte Gilbert Keith Chestertons listigen "Pater Brown", und wie der Schriftsteller konvertierte auch Alec Guinness in den fünfziger Jahrenzum Katholizismus. Für seine Rolle des ebenso starsinnigen wie ehrgeizigen Colonel Nicholson in David Leans Kriegsfilm "Die Brücke am Kwai" wurde er 1957 mit einem Oscar ausgezeichnet. Es folgten so unterschiedliche Filme wie die Agenten-Komödie "Unser Mann in Havana" (1958)nach einem Roman von Graham Greene, in dem er den britischen Geheimdienst mit frei erfundenen Lageberichten an der Nase herumführt und die Innenansicht eines Staubsaugers als neue Wunderwaffe deklariert, und die Monumentalfilme "Lawrence von Arabien"(1962) und "Dr. Schiwago"(1966). Seine Rolle in der Science-Fiction Trilogie "Krieg der Sterne" von George Lucas, die ihm zwar höchste Gagen und Gewinnbeteiligungen einbrachte, bezeichnete er dagegen als "Humbug".

Im Fernsehen durften wir ihn vor ein paar Jahren noch einmal in John le Carrés "Smileys Leute", einer der wenigen realistischen Agenten-Serien, sehen. Mitte der achtziger Jahre veröffentlichte der von der Queen Geadelte seine Memoiren. Mit seiner Frau M