© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/00 11. August 2000

 
Meldungen

An Kiels Uni stehen die Zeichen auf Sturm

KIEL. Wie im Frühjahr bereits absehbar war (JF 24/00), betreibt die rot-grüne Landesregierung ihr Vorhaben, die "Wettbewerbsfähigkeit des Kieler Hochschulstandorts" zu stärken, auf Kosten der kleinen Fächer. Die Chinakunde, die Indologie und die Anthropologie stehen definitiv vor dem Aus. Darüberhinaus sollen 100 Stellen gestrichen werden, 100 weitere auf neue Schwerpunkte in Forschung und Lehre verlagert werden. Ins Visier gerade grüner Hochschulpolitiker sind auch die Agrarwissenschaftler geraten, die zum Semesterschluß auf der Straße mobil machten. Zwar sei die Schließung der Fakultät nicht akut, aber um massive "Struknturveränderungen" kämen die Agrarier bis 2002 nicht herum, ließ die über "viel zu viele Kleinstinstitute" klagende Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) verlauten. Schließlich sei die Studentenzahl seit 1995 um 30 Prozent gesunken. Künftige Schwerpunkte müßten in der Biotechnologie und in der Rechtsinformatik gesetzt werden.

 

Frisches VW-Geld für die Täterforschung

FLENSBURG. Die Volkswagenstiftung stellt den am Flensburger Institut für kulturwissenschaftliche Studien lehrenden Zeithistorikern Gerhard Paul und Michael Mallmann für die nächsten drei Jahre 500.000 Mark zur Verfügung , um "historisch-kriminologische Untersuchungen" über die "Täter des Holocaust und ihre Motivation" zu finanzieren. Nach Angaben der beiden Historiker handelt es sich um die erste größere empirische Studie über "die Täter" überhaupt. Geplant sei eine Auswertung der staatsanwaltlichen Aktenbestände der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung im schwäbischen Ludwigsburg. Ziel sei es, das Bild "der Täter" als reine Befehlsempfänger zu revidieren. "Wir gehen davon aus, daß ein Schulterschluß von überzeugten Antisemiten und privaten Kriegsgewinnlern die Judenvernichtung betrieben hat", erläuterte Mallmann.

 

Das Goldene Zeitalter des Partisanen

HEIDELBERG.Das sich primär auf naturwissenschaftlichem Feld tummelnde Spektrum der Wissenschaft (Heft 8/2000) hat jetzt den ersten Teil einer Serie über "Die neuen Kriege" veröffentlicht. Die US-Konfliktforscher Jeffrey Boutwell und Michael T. Klare befassen sich darin mit der Hochkonjunktur von Kleinwaffen. Ist der Handel mit komplexen konventionellen Waffensystemen nach dem Ende des Kalten Krieges rückläufig, expandierte das Angebot an Kleinwaffen in ungeahnter Weise. Dieses Waffenangebot habe es ermöglicht, daß ethnische und religiöse Spannungen wie sezessionistische Bestrebungen häufig zu Partisanenkriegen und Massakern eskalierten. Mehr als hundert solcher Konflikte seien seit 1990 ausgebrochen, doppelt so viel wie in den Jahrzehnten davor. Sie hätten mehr als fünf Millionen Menschen das Leben gekostet, Dutzende von Millionen zu Flüchtlingen gemacht und weite Regionen verwüstet. Zu den Hauptlieferländern von Kleinwaffen zählen die USA, Israel, Rußland, die BRD, China, Frankreich, England, Bulgarien und Brasilien.

 

Zur Geschichte der Abendlandidee

LUXEMBURG. Mit einiger Verspätung ist das zweite Heft des 1999er Jahrgangs der Zeitschrift für Geschichte der europäischen Integration erschienen. Der Aachener Wissenschaftshistoriker Guido Müller widmet sich darin zusammen mit Vanessa Plicha in einer profunden Studie dem für die Ideen- und Organisationsgeschichte des Konservatismus wichtigen Thema "Abendländisches Denken zwischen deutsch-französischen Verständigungsinitiativen und konservativ-katholischen Integrationsmodellen zwischen 1923 und 1957".


 
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