© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/00 18. August 2000

 
CD: Jazz
Hommage
Michael Wiesberg

Der 1938 in Indianapolis geborene Trompeter Freddie Hubbard war Mitte 20, als er wesentlich dazu beitrug, dem typischen Blue-Note-Sound der frühen sechziger Jahre seinen Stempel aufzudrücken. Insgesamt sechs Soloalben spielte Hubbard in der Zeit von 1960–64 für das legendäre New-Yorker Label "Blue Note Records" ein. Den Auftakt machte das Soloalbum "Blue Sesame". Es folgte "Goin’ up" und als drittes "Hub Cap", das jetzt als 24-Bit-Einspielung vorliegt und von EMI Electrola Köln vertrieben wird. Mit von der Partie auf "Hub Cap" sind die Musiker Julian Priester (Posaune), Jimmy Heath (Tenorsaxophon), Cedar Walton (Piano), Larry Ridley (Bass) und Philly Joe Jones (Schlagzeug). Bekannt wurde Hubbard zunächst als Mitglied von Art Blakeys Jazz Messengers, von denen er sich aber schon bald löste, um eine Solokarriere zu starten. Auf "Hub Cap" vermittelt Hubbard einen Eindruck seines Könnens, das Ronnie Scott in einer Besprechung für das Fachblatt Melody Maker zu der Bemerkung veranlaßte: "Ich habe ihn (Hubbard) im Club als einen der größten neuen Trompter angekündigt. Ich mußte meine Meinung ändern: Er ist der größte von ihnen. (…) Er spielt die schwierigsten Sachen mit großem Tempo und Fluß." Dieses Urteil ist nicht zu hoch gegriffen. Hubbards Einfluß geht soweit, das der Trompeter Art Farmer, weiß Gott kein Unbekannter seines Faches, 1984 im "Jazz Podium" feststellte: "Ich muß sagen, daß (Freddie Hubbard) derzeit den größten Einfluß auf junge Trompeter ausübt. (…) Man hört fast aus jedem jungen Trompeter etwas von Freddie heraus."

Ob das Duo Frank Fröhlich (Gitarre) und Michael Henkel (Klavier) einmal so stilbildend wie Freddie Hubbard wird, wird die Zeit entscheiden. Beide haben für Acoustic Music Records (Osnabrück) ein Album eingespielt, das Aufmerksamkeit verdient. Seit 1990 spielen die beiden 1964 geborenen Musiker bereits zusammen und können inzwischen auf über 200 Konzerte in Deutschland und Österreich zurückblicken. Beide Musiker kennen sich also auf das genaueste, was musikalische Dialoge von höchster Präzision und Dichte ermöglicht. Diese Dichte, kombiniert mit ungebändigter Spielfreude, konnte auf das neueste Album übertragen werden und macht dessen Qualität aus. Frank Fröhlich und Michael Henkel spielen einen kammermusikalischen Jazz, der sich mit Einflüssen aus Latin, Tango und Klassik vermischt. Die Verbindung dieser unterschiedlichern musikalischen Einflüsse hat ein Album jenseits der üblichen Schubladen entstehen lassen, das an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen werden soll.

Mit seinem Album "Arabesque" hat der Klassikgitarrenvirtuose Günther Görtz 1997 für einen nachhaltigen Eindruck gesorgt. Die Kritik überschlug sich in (berechtigten) Lobenshymnen für die "mächtige Hommage an die Schönheit", die Görtz ablieferte. Daß diese Virtuosität hart erarbeitet werden mußte, zeigt Görtz’ Vita. Zunächst studierte er an der Musikhochschule Köln und am "Conservatorio Giuseppe Verdi" in Mailand. Seine Kenntnisse und Fähigkeiten rundete er schließlich in Meisterkursen mit namhaften Gitarristen wie Alexandre Lagoye, David Russell und Leo Brouwer ab.

Drei Jahre sind seit dem Erscheinen von "Arabesque" vergangen, eine Zeit, die das Warten gelohnt hat. Görtz’ neueste Einspielung "Hommage au Jazz" (Acoustic Music Records) konzentriert sich auf Kompositionen für klassische Gitarre, die verschiedene Stile, Themen und Elemente des Jazz verarbeiten. Günther Görtz überzeugt durch hervorragende gestalterische Fähigkeiten, verbindet Intelligenz, musikalische Intuition und Ausdruckskraft mit Stilsicherheit und gelangt so zu engagierten und überzeugenden Versionen der Werke. Insgesamt überzeugt die CD durch ein geschlossenes thematisches Konzept und durch die transparente Linienführung. Keine Frage: Auch Görtz’ neues Album kann süchtig machen.


 
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