© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/00 18. August 2000

 
Frisch gepreßt

Islamisten.Der sich seit den siebziger Jahren in allen größeren deutschen Städten entfaltende Islam entstand von unten – aber er kam nichts aus dem Nichts. Besonders unter den aktiven Gläubigen befanden sich solche, die schon in der Türkei Mitglieder von islamisch-politischen Parteien und Bruderschaften waren. Die wichtigsten waren die in der Türkei verbotenen Bruderschaften der Süleymanci und die Nurcu, ferner die islamistische Partei Necmettin Erbakans sowie die aus dessen Partei hervorgegangene radikal-islamistische Bewegung von Cemaleddin Kaplan ("Khomeini von Köln").Letztere steht im Zentrum der detailierten Studie Werner Schiffauers ("Die Gottesmänner. Türkische Islamisten in Deutschland", Suhrkamp, Frankfurt/M . 2000, 18,80 Mark). Der Kulturanthropologe zeichnet darin am Beispiel der Kaplan-Bewegung die Entwicklung des Islam in der Bundesrepublik nach, vergleicht die verschiedenen Strömungen und analysiert deren Verhältnis zur Türkei.

Ernst Jünger. Der US-amerikanische Historiker Elliot Y. Neaman kümmert sich seit einigen Jahren um deutsche "Rechte". In einem von den an der FU Berlin lehrenden Zeitgeist-Matadoren Hajo Funke und Richard Faber edierten Sammelband über "Rechtsextremismus" (1994) findet sich sein Beitrag über "Ernst Jüngers Wirkung auf die neue Rechte". Das Thema hat investigative Talente freigesetzt, so daß Neaman anhand des Jünger-Nachlasses der Beweis gelang, daß der Waldgänger die JF finanziell unterstützt habe. Das sind so kleine Schmankerl, über die sich der Leser um so mehr freut, je mehr ihn die ärgerlich konventionelle, kein Ressentiment des Verfassers auslassende Verortung Jüngers in der Ideengeschichte der BRD zu langweilen beginnt ("A Dubious Past. Ernst Jünger and the Politics of Literature after Nazism", University of California Press, London 1999, 315 Seiten, 40 Dollar).


 
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