© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/00 18. August 2000

 
Blick in die Medien
Deutsche Angst
Ronald Gläser

In Wahrheit interessiert sich außerhalb Deutschlands kaum jemand für die fremdenfeindlichen Gewalttaten, die hierzulande so sehr die Gemüter erhitzen. Trotzdem äußern Politiker und Journalisten permanent ihre Sorge über das Bild Deutschlands "im Ausland". Interessant ist, wie ausländische Medien mit dem Thema umgehen. Die über Antenne und Kabel in einigen Bundesländern ausgestrahlte BBC berichtete kürzlich über rechte Internetseiten in Deutschland. Ohne die sonst übliche Hysterie kamen sowohl die Verantwortlichen als auch ihre Kritiker zu Wort. Der Gründer der Seite "Radio Germania" äußerte sich über rechte Musik: Seinen Ärger über die Verhältnisse in Deutschland durch solche Musik zum Ausdruck zu bringen, sei doch besser, als zur Baseballkeule zu greifen. In einer anderen BBC-Reportage kamen der Chef der amerikanischen Nationalen Allianz, William Pierce, und das ehemalige Ku-Kux-Klan-Mitglied Don Black ausführlich zu Wort. Letzterer hat die Seite Stormfront.org ins Netz gestellt. Auch sonst sucht man paranoide Kommentare über eine "rechte Gefahr" in anglo-amerikanischen Medien vergeblich. Die größte amerikanische Boulevardzeitung "USA Today" widerlegte kürzlich die Behauptung, ausländische Unternehmen würden das Land verlassen. Das Blatt ließ in seiner Reportage neben einem Vertreter der deutsch-amerikanischen Handelskammer deutsche "Normalbürger" zu Wort kommen, deren Äußerungen hierzulande ein Fall für den Staatsanwalt wären.


 
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