© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Meldungen

Landkarte der Krisen- und Konfliktherde

BONN. Das Juli-Heft der Internationalen Politik beschäftigt sich mit weltpolitischen Szenarien des 21. Jahrhunderts. Helmut Hubel konstatiert weltweit eine prekäre Koexistenz von echtem Frieden und kleinen Kriegen. Speziell für Afrika macht der Hamburger Politologe Rainer Tetzlaff eine prägnante Zunahme an gewaltsamen Konflikten aus. Zu ihrer Eindämmung empfiehlt er eine vom Westen gesteuerte Stabilisierung der staatlichen Kernstrukturen (Sicherheit, Infrastruktur, Bil- dung). Ähnlich interventionistisch verweist der kanadische Politologe Barry Bartmann auf die "Verantwortung" der Großmächte für die explosive Mischung ethnisch-sozialer Spannungen in den Mikrostaaten zwischen Südafrika und Pazifik.

 

Vom Überleben der Papuas im Weltnetz

DÜSSELDORF. Globalisierung und kein Ende. Das Thema haben jetzt auch die vom DGB-Bundesvorstand herausgegebenen Gewerkschaftlichen Monatshefte (Heft 7/2000) entdeckt. Gelassenheit scheint das Gebot der Stunde.Für den Philosophen Alexander Roesler schreitet die Homogenisierung der Weltkultur zwar unaufhaltsam voran, eine Uniformierung sei aber nicht zu fürchten, weil tiefwurzelnde lokale Traditionen sich als resistent gegen ihre "Verweltgesellschaftung" erwiesen. Recht optimistisch (bis naiv?) glauben die Berliner Ethnologinnen Joana Breidenbach und Ina Zukrigl sogar, daß das Internet das sichere Verschwinden "indigener Kulturen und Sprachen", etwa auf Papua-Neuguinea oder im Amazonas-Becken, kompensieren werde.

 

Zur Diskussion über das "Schwarzbuch"

KÖLN.Das Juli-Heft der Zeitschrift Osteuropa konzentriert sich auf das Thema "Unterdrückung, Gewalt, Terror im Sowjetsystem" und sammelt Diskussionsbeiträge zum "Schwarzbuch des Kommunismus" (1997) des französischen Historikers Stéphane Courtois. Dabei können Studien über die Sowjetisierung Estlands, Rumäniens, Ungarns und der Tschecheslowakei Courtois‘ Arbeit durchaus als "Anstoß" zur Vertiefung und auch zur Bestätigung nutzen. Unwohl wird dann aber jenen Beiträgern wie Dan Diner und Dietrich Beyrau, die sich gequält mit dem leidigen "Vergleich" zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus befassen müssen. Diner und Beyrau geben sich alle erdenkliche Mühe, der moralisch tabuisierten "Vergleichbarkeit" genauso auszuweichen wie den Thesen des Berliner Historikers Ernst Nolte über die kausale Beziehung zwischen der kommunistischen Machtergreifung von 1917 und dem Aufstieg der NSDAP in Deutschland.

 

Der totale Krieg der Propagandisten

EVANSTON. Hinter den Bergen wohnen auch noch Leute. In der Zeitschrift Armed Forces (Heft 3/2000), die von Politikwissenschaftlern an der Northwestern University von Illinois herausgegeben wird, hat die australische Historikerin Lynette Finch den "Krieg der Ideen" zwischen 1914 und 1945 analysiert. Als vergleichende Studie angelegt, fällt sie aber – für den angelsächsischen Anteil an der "psychologischen Propaganda"– leider hinter die Resulate von Peter Buitenhuis Monographie ("The Great War of Words", 1987) zurück. Als wesentlichen Ertrag ihrer Forschungen kann sie aber reklamieren, daß die Nachrichten über die "Endlösung" oder Berichte über japanische Kriegsverbrechen an britischen oder australischen Gefangenen im Zweiten Weltkrieg im Lager der Anti-Hitler-Koalition in der Regel als "Lügen" aufgefaßt wurden. Grund: Die Nachwirkung jener im I.Weltkrieg von der Entente-Propaganda verbreiteten Greuel-Geschichten über die "Verbrechen" der deutscher Soldaten an belgischen Zivilisten.

 

Als die Nazis die Kommunisten holten,

habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten

einsperrten,

habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Katholiken holten,

habe ich nicht protestiert;

ich war ja kein Katholik.

Als sie mich holten

gab es keinen mehr,

der protestieren konnte.

 

Martin Niemöller (geb. 1892), politisch

engagierter Theologe, wurde wegen seines Widerstandes gegen das Dritte Reich sieben Jahre in Konzentrationslagern gefangengehalten.

 

 

Als die neuen Herren Serbien mit

Krieg überzogen,

habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Serbe.

Als sie Österreich erpreßten,

habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Österreicher.

Als immer mehr

Gesinnungsblockwarte auftauchten,

habe ich nicht protestiert;

ich hatte ja nichts zu verbergen.

Als sie alle Bürger rechts von Mielke*

Als sie . . . . . . . . . . . . . . . . . *

*bitte selbst ausfüllen

Friedhelm Schröder
Am Drostenhof 6
33824 Werther


 
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