© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/00 25. August 2000

 
Zeitschriftenkritik: LebensForum
Den Schwächsten eine Stimme
Werner Olles

Daß jedes menschliche Leben irgendwann mit dem Tod endet, ist eine zwar dramatische, aber gleichwohl unausweichliche Tatsache. Nach Gottes unerschöpflichem Ratschluß liegt es nicht einmal in unserer Hand, das "Wie" unseres Endes zu bestimmen. Zwar steigt dank des medizinischen Fortschritts die Lebenserwartung zumindest in den Industrienationen des Nordens kontinuierlich, und sogar die Selbstmordrate konnte durch intensive psychologische Betreuung gesenkt werden. Dennoch kann von einer "Kultur des Lebens" (Papst Johannes Paul II.) auch hierzulande überhaupt keine Rede sein. In einer Zeit, in der bereits wieder Euthanasieprogramme diskussionswürdig sind und in der die Abtreibungszahlen gerade in den reichsten Ländern unaufhaltsam steigen, muß man hingegen ganz offen von einer "Kultur des Todes" sprechen.

Dabei gibt es in der Tat ein Menschenrecht, das niemandem verweigert werden darf: das Recht, zu der Prüfung, die das Leben nun einmal darstellt, zugelassen zu werden. An dieser Prüfung kann der Mensch wachsen oder auch scheitern, gar zerbrechen, aber die Heiligkeit des menschlichen Lebens ist nicht nur eine christliche Doktrin, sondern der wichtigste Teil unseres ethischen Erbes. Obwohl der Zeitpunkt des Beginns menschlichen Lebens längst keine religiöse Frage mehr ist, sondern ein wissenschaftliches Faktum, eine Tatsache, über die es klare Übereinstimmung sogar unter führenden Abtreibungsbefürwortern gibt, geistern in so manchen Köpfen leere Slogans wie "Mein Bauch gehört mir" oder sterile "Pro-Choice"-Begriffe.

Die Zeitschrift LebensForum gibt dagegen den Schwächsten – den ungeborenen Kindern – eine Stimme und informiert hintergründig und umfassend über aktuelle Entwicklungen des Lebensrechts. Ärzte, Juristen, Theologen und Politiker beziehen hier Position. LebensForum plädiert zum Beispiel für einen neuen Feminismus, der sich von der ergrauten 68er-Mentalität löst und durch eigene Bildung und Sensibilisierung mit seinem Einsatz für das Menschsein des ungeborenen Kindes der epidemischen Dummheit des herzlosen, linksliberalen Spießertums eine Alternative aufzeigt.

Daß hierzu eine kulturelle Veränderung nötig ist, eine wahre Erneuerung in unserem öffentlichen Leben und vor allem in den Institutionen, verschweigt die Zeitschrift keineswegs. Ihr Herausgeberkreis, die "Aktion Lebensrecht für Alle" (ALfA) weiß auch, daß eine solche "Kultur des Lebens" konstitutiv gefährdet ist durch ein Abgleiten in eine dubiose Art von Lebensdienlichkeit, die schließlich ohne weiteres auf ihre Nützlichkeit reduziert werden kann. Gerade unter einem Regime, daß den geistigen Provinzialismus, eine Brot-und-Spiele-Mentalität und die kulturelle Mediokrität quasi zum politischen Prinzip erhoben hat, ist es mehr denn je notwendig, ohne Rücksicht auf die "political correctness" Klartext zu reden. In einer Zeit, in der viele Menschen nach Substanz hungern, bezeugt LebensForum diesen intellektuellen Mut mit jeder Ausgabe.

"LebensForum" erscheint vierteljährlich. Anschrift: Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V., Ottmarsgäßchen 8, 86152 Augsburg. Einzelpreis: 6 DM, Jahresabo: 24 DM


 
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