© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/00 01. September 2000

 
Frisch gepreßt

Grundlagenstreit. Nach dem Ende der "großen Erzählungen" scheint sich die Geschichte postmodernistisch in lauter Geschichten aufzulösen, so daß die "Kulturgeschichte" gegenüber der wahrheitsgewissen Historischen Sozialwissenschaft an Boden gewinnt. Eine Provokation, die in Hans-Ulrich Wehler wieder einmal den großen Polemiker weckt. Seine Abfertigung des sich neuerdings als Carl-Schmitt-Experten verkaufenden Alt-Linken Heinz-Dieter Kittsteiner gehört zu den Perlen des von Rainer M. Kiesow und Dieter Simon dokumentierten Historikerstreits ("Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Zum Grundlagenstreit in der Geschichtswissenschaft", Campus Verlag, Frankfurt/M. 2000, 171 Seiten, 29, 80 Mark).

Carl Schmitt. Der "furchtbare Jurist" Robert Kempner (Günter Maschke) ließ Carl Schmitt im Frühjahr 1947 als angeblichen Kriegsverbrecher verhaften und ins Nürnberger Justizgefängnis bringen. Tatsächlich sollte Schmitt wohl als Belastungszeuge im "Wilhelmstraßen-Prozeß" gegen deutsche Diplomaten fungieren. Die Archivspuren des Nürnberger Intermezzos hat Helmut Quaritsch nun ediert und kommentiert ("Carl Schmitt. Antwortenin Nürnberg", Dunk- ker&Humblot, Berlin 2000, 153 Seiten, 6 Tafeln, 68 Mark).

Biologie. Das Jahrhundert der Biologie kündigt sich nicht nur in der Sloterdijk-Debatte oder im "Genom-Feuilleton" der FAZ an. Werner Kunze summiert – mitunter zu impressionistisch und der Verhaltensbiologie gegenüber zu unkritisch – die uns erwartenden Problemstände und Perspektiven. Gerade das Schlußkapitel zur spannenden Frage, wie gut die Menschheit auf das 21. Jahrhundert vorbereitet sei, gerät dem Autor arg knapp ("Zurück zur Natur? Biologie im Spannungsfeld von Politik und Kultur", San Casciano Verlag, Aschau i. Ch. 2000, 359 Seiten, 39,90 Mark).


 
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