© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/00 08. September 2000

 
Bock als Gärtner
von Alexander Schmidt

S eit jeher ist die Institution des Verfassungsschutzes ebenso um- stritten wie damit verbundene Personalentscheidungen. Eine Behörde, die sich in "Grauzonen" bewegt, von denen in eigenen Publikationen immer wieder gesprochen wird, kann sich niemals von dem Verdacht lossprechen, nicht auch Opfer derselben zu werden. Personen aus dem verfassungsfeindlichen Spektrum zu Agenten der eigenen demokratischen Sache zu machen, war und ist weder unumstritten noch ein Garant dafür, verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Oftmals glänzten V-Männer mehr noch als Antreiber in den Szenen denn durch zurückhaltende Beobachtung.

Das hat auch Fritz-Achim Baumann feststellen müssen, als im Zusammenhang mit den Brandanschlägen von Solingen im Jahr 1993 die enge Verwicklug eines V-Mannes für den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz in die Täterszene bekannt wurde, der bei ihm im Lohn stand, obwohl die Behörde ihren Arbeitssschwerpunkt auf tatsächliche oder vermeintliche Rechtsextreme verlagert hat und damit auch deutlich parteipolitischer arbeitete als bisher. Jetzt wird Baumann dennoch als Vertrauensperson für den parlamentarischen Kontrollausschuß im Bundestag gehandelt, weil unter anderem für ihn spricht, daß seine Behörde als erste die Scientology-Sekte beobachtete. Dabei ist zu bedenken, daß ihm als Vetrauensperson Einblicke in sensibelste Bereiche gewährt werden, Baumann aber trotz allem sicher nicht vergessen wird, wo seine politische Heimat ist, für die er kämpft.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen