© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/00 08. September 2000

 
Frisch gepreßt

Intellektuelle. Wenn die Theodor-Heuss-Stiftung zu einer Tagung über die unterschiedlichen politischen Rollen von Intellektuellen im 20. Jahrhundert einlädt, darf man annehmen, daß eine Referenten-Phalanx erscheint, die in punkto ideologischer Homogenität mit den Delegiertenblocks auf CSU- oder PDS-Parteitagenkonkurrieren kann. Und so kamen denn Stefan Breuer (über Moeller van den Bruck als Organisator des Neuen Nationalismus), Ulrich Herbert (Intellektuelle im Dritten Reich, vornehmlich Carl Schmitt und Werner Best), Martin Sabrow (Rathenau und Harden),Hartmut Soell (SPD-Intellektuelle in der frühen BRD) und andere, deren brav konsensfähige Ausführungen Gangolf Hübinger und Thomas Hertfelder in einem Sammelband präsentieren ("Kritik und Mandat. Intellektuelle in der deutschen Politik", DVA, Stuttgart 2000, 365 Seiten, 39,80 Mark).

Bundeswehr. Ralph Giordano gehört zu jenen Fossilen des Journalismus, die die Welt partout von einem archimedischen Punkt her erklären wollen. Insofern hat er, geboren 1923, an der Epochenprägung seiner Generation teil. Und deshalb schreibt er als wahrer vir unius libri seit Jahren unter verschiedenen Titeln immer nur ein Buch: die Wehklage über das Ausbleiben der Moral in der deutschen Geschichte. Seine Zitatencollage dieses Bücherherbstes widmet sich den vorgeblich unheilvollen Traditionen der Bundeswehr, serviert aber vorab und zwischendrin einen Zeitgeschichts-Risotto à la Ralph, der gänzlich ungenießbar wird, wenn dieser Freund schlichter Rezepte uns auch noch, bar jeder Kenntnis der Geschichte internationaler Beziehungen zwischen 1918 und 1939, den Zweiten Weltkrieg monomanisch als "Hauptverbrechen Hitlerdeutschlands" eindampft ("Die Traditionslüge. Vom Kriegerkult in der Bundeswehr", Kiepenheuer&Witsch, Köln 2000, 460 Seiten, 45 Mark).


 
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