© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/00 22. September 2000

 
Laptop für alle?
von Bernd-Thomas Ramb

Der vom Auto- zum Computerkanzler Mutierte hat den jüngsten Versuchen zur Konstruktion einer EU-europäischen Menschenrechtscharta die entscheidende Ergänzung geliefert: Laptop und Internetanschluß als Grundrecht für alle. Schröders Idee einer staatlich garantierten Grundversorgung, zumindest aller Schüler und Arbeitslosen, mit den aktuellen Errungenschaften der Informationstechnologie bis spätestens in fünf Jahren wirkt so nett gemeint wie sie belächelt werden kann. Ihre wirksame Realisation, sofern diese überhaupt ernstlich angestrebt ist, scheitert an den gleichen unzulänglichen Voraussetzungen, wie viele ähnliche Versuche zuvor. Die nachvollzogene Gleichheit der Voraussetzungen prallt gegen die vorauseilende Ungleichheit der Talente.

Heute hat nahezu jeder einen Computer (wenn auch vielleicht nicht den neuesten). Auch der ärmste Schüler, wenn er daran interessiert ist. Bei den Internetzugängen mag es weniger vollkommen aussehen, aber auch dort ist eine Besserung rascher in Sicht, als die Bildungsbürokratie agieren kann. Entscheidend jedoch ist nicht die technische Ausstattung, sondern ihre Handhabung. Wer nur auf dem Computer und im Internet rumzockt, was leider bei den meisten Jugendlichen im Mittelpunkt ihres Interesses steht, wird die neue Technik zwar beherrschen, letztlich aber von anderen beherrscht. Kreativität und inhaltliche Interessen werden von guten Lehrern geweckt, Talente durch die Vermittlung kultureller Grundfertigkeiten gefördert.


 
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