© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/00 06. Oktober 2000

 
Frisch gepreßt

Carl Schmitt. Des unvergleichlichen Arno Schmidts legendäre, in Dialogform gesendeten Nachtprogramme über Klopstock&Co. dürften viele Hörer selbst für abseitigste Winkel der Literaturgeschichte interessiert haben. Annette Rink erinnerte sich vielleicht an diesen didaktischen Kunstgriff, als sie beschloß, Carl Schmitts Verhältnis zur Antike in Gesprächsform aufzubereiten. So kann auch sie ihre Gelehrsamkeit kurzweilig entfalten und uns spielerisch mit dem "Römer" Schmitt vertraut machen ("Das Schwert im Myrtenzweige. Antikenrezeption bei Carl Schmitt", Karolinger Verlag, Wien-Leipzig 2000, 189 Seiten, 46 Mark).

Machtapparat. Der Verlag verspricht, mit diesem Buch "eine klare Gliederung der inneren Struktur des Dritten Reiches" zu geben. Tatsächlich bietet der Ex- SD-Mann Helmut J. Fischer, dessen 1988 erstmals publizierte Arbeit nun als Sonderausgabe erscheint, nur eine Übersicht über alle mit Wissenschaft und Forschung befaßten Ämter in Staat, Wehrmacht,Partei. Da die Erforschung der Wissenschaftsgeschichte zwischen 1933 und 1945 im letzten Jahrzehnt große Fortschritte machte, ist Fischers Kompendium heute bestenfalls als "Schnupperkurs" zu empfehlen, um die Vielfalt der Institutionen kennenzulernen ("Hitlers Apparat. Namen, Ämter, Kompetenzen", Arndt Verlag, Kiel 2000, 245 Seiten, 19,80 Mark).

Jahrhundertdiktatur.Wolfgang R. Thorwirth beklagt den Materialismus als Epochensignatur. Originell ist dies sowenig wie die geforderte Rückbesinnung auf "Transzendenz". Anregender sind Reflexionen über den Einfluß des Calvinismus. Hier, nicht im deutschen "Sonderweg",macht er Ursprünge des Totalitarismus aus ("Jahrhundertdiktatur. Eine historisch-philosophische Analyse", R. G. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 1999, 230 Seiten, 28 Mark).


 
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