© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/00 20. Oktober 2000

 
Zitate

"Wer die NPD prüft, sollte sich auch die extremistischen Gruppierungen auf der linken Seite näher anschauen. "

Klaus Stern, Verfassungsrechtler, im "Focus"-Interview vom 9. Oktober

 

 

"Das Zensurverbot schützt auch jene, die die Bildwirkung der Medien benutzen und ausnutzen, um sich symbolträchtig selbst zu inszenieren. Es gibt eine Berichterstattungspflicht – auch dort, wo die Tat nichts anderes als die Berichterstattung zum Ziel hat. Die Aktionen der Täter, so beklemmend sie sein mögen, gleichen strukturell jeder anderen Aktion, mit der ein medientrainierter Politiker, ein eitler Sportler, ein frustrierter Popstar oder ein als Freiheitskämpfer getarnter Terrorist unsere Aufmerksamkeit begehrt. Und gerade dies: Ihre sehr weit gehende Anschlußfähigkeit an die Gesetzmäßigkeiten der Mediengesellschaft macht diese Taten so fürchterlich."

Klaus Kreimeier, Medienwissenschaftler, in der "taz" vom 11. Oktober zum Thema Medien und rechte Gewalt

 

 

"Das Nein zum Euro schlug keine Wellen, wie die EU-Gegener erhofft hatten. Die internationale Reaktion war ein Achselzucken. Zwar ist Dänemark in allen nicht von den Vorbehalten umfaßten Bereichen weiterhin vollgültiges Unionsmitglied. Doch der Handlungsspielraum ist eingeengt: Allzu oft kann ein dänischer Regierungschef sich in Brüssel nicht mehr querlegen, wenn er noch ernst genommen werden will. Sonst hört er künftig die Kernfrage nicht von der heimischen Opposition, sondern von den EU-Partnern: Wollt ihr noch mitmachen – oder wollt ihr raus?"

Hannes Gamillsscheg in der "Frankfurter Rundschau" vom 12. Oktober

 

 

"Wagenknecht sagt, daß der Kapitalismus ein Dreck ist. Das ist wahr. Sie will eine menschenwürdige Gesellschaft ohne Armut und Ausgrenzung. Das ist schön. Aber abendfüllend ist das, was sie sagt, nicht."

Leif Allendorf in der "Jungen Welt" vom 13. Oktober

 

 

"Kein österreichischer Landstrich ist so drakonisch gegenreformiert worden wie Kärnten. Dessen heute noch lebendige atavistisch-heidnische Traditionen hatten den Protestantismus einst als Gegengift zur katholischen Scholastik enthusiastisch begrüßt ... So lief Kärnten mehrheitlich zum Deutschnationalismus über, um endlich dem politischen Katholizismus austriakischer Prägung, der ja immer autoritär war, zu entrinnen. Die ’Heim-ins-Reich-Parolen‘ gerieten in Kärnten zu einer fast unhinterfragbaren Heilsverheißung. Heute versickert diese deutschnationale Obsession allmählich in Kärnten genauso wie im größeren Rest der österreichischen Gesellschaft. Verdienst nicht zuletzt des Beitritts zur Europäischen Union, eines größeren Ganzen, dem sich anheimzugeben mit gleicher psychologischer Befreiungswirkung unverdächtig scheint. Auch Haider hat das zu spüren bekommen: Aus dem einstigen provozierenden Deutschnationalen ist ein Österreichchauvinist geworden."

Michael Frank in der "Süddeutschen Zeitung" vom 11. Oktober


 
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