© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/00 03. November 2000

 
Verdächtige Pullover
von Richard Stoltz

Deutsche Mütter, schützt eure Kinder vor Sweatshirts der Marke "Lonsdale"! Diese Shirts tragen nämlich den Firmennamen auf der Brustseite aufgedruckt, und wenn die Jungen an kühleren Tagen ein Jackett darüberwerfen, bleiben vorn nur noch die Buchstaben NSDA sichtbar. Und sofort schlägt die Polizei zu. "Man braucht ja nur ein P dazuzudenken", sagt Hauptkommissar G. (55) vom Wuppertaler Staatsschutz, "und schon ist der Fall klar, ohne daß ein Straftatbestand gegeben wäre."

Eine Dame, die der wachsame Hauptkommissar "bei der Durchführung eines Hausbesuchs" darauf hinwies, daß ihr Sohn ein Lonsdale-Sweatshirt plus offene Jacke trage, fiel von einem Entsetzen ins andere. "Ich besitze ja selbst einen solchen Pullover!" schrie sie mit kreidebleichem Gesicht. "Danach hat sie", so ein Bericht der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf, "beide Pullover weggeworfen – ihren eigenen und den ihres Sohnes."

Braves Mütterchen! Die Herren der Firma Lonsdale sollten sich ein Beispiel an ihr nehmen und ihre Pullover-Restbestände mit den Brustaufdrucken endlich aus dem Handel nehmen. Man kann doch auch den Rücken bedrucken. Oder den Hosenboden der zum Sweatshirt passenden Jeans.

Am besten wäre freilich, gleich den Firmennamen zu ändern. Buchstabenfolgen, bei denen man etwas "hinzudenken" kann, machen heute in Deutschland verdächtig.


 
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