© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/00 03. November 2000

 
Ein X für ein U
Expo: Die Milliarden-Pleite wird schöngeredet
(JF)

Es kommt immer darauf an, wie man ein Desaster zu einem Triumph umfunktioniert. Im Falle der Expo wird hier dem Volk nicht nur ein X vor ein U gemacht, es wird schlichtweg das ganze Alphabet umgekrempelt. In Zukunft gilt es also als Erfolg, wenn 20 Millionen Besucher weniger als erwartet zu einer von langer Hand geplanten und vorbereiteten Veranstaltung kommen und dies ein Loch von 2,4 Milliarden Mark reißt.

Die Erklärungen, die es in letzter Zeit von politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in Hannover gegeben hat, sind eine bodenlose Frechheit. Das Land und der Bund werden sich also den "Erfolg" teilen und die 2,4 Milliarden Mark Verlust je zu 50 Prozent übernehmen.

Kommt denn niemand auf den nur logischen Gedanken, die für diese von vornherein absehbare Pleite Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen? Was wurde dieser Veranstaltung vorher nicht alles hinterhergeworfen: Subventionen und Freistellung von der Mehrwertsteuer. Alles nicht genug. Man muß wahrlich kein Wirtschaftsexperte sein, um zu erahnen, welche Kosequenzen dies in der freien Witschaft hätte. Der Vorstand würde wahrscheinlich der Veruntreuung von Geldern bezichtigt und ein Verfahren angehangen bekommen.

Aber die Expo-Macher? Längst nicht so schlimm – hier sind es ja nur Steuergelder, die ohne hinreichende Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Unternehmung verbraten wurden. Außerdem stand Gerhard Schröder immer hinter der Veranstaltung, und ein Bundeskanzler kann nicht für eine erfolglose Sache stehen – also redet jeder diese Pleite schön.


 
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