© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/00 10. November 2000

 
Zitate

"Und sind das nicht drei lachhafte Figuren gewesen, die da ein paar Tage in einem Wiener Nobelhotel saßen und dann über ein paar tausend Jahre Österreich ein Urteil fällten, und noch dazu ein positives, mitsamt mildem Tadel für die böse FPÖ. Das dankbarste Ziel für feiertägliches Lächeln plus Bosheit sind aber die einheimisch österreichischen Österreichhasser ... Ihr haßt gar nicht Österreich, ihr haßt euch selber. Ihr könnt euch nicht leiden, ihr möchtet euch am liebsten in den Hintern beißen, und das ist schrecklich, noch dazu am Nationalfeiertag. … Ich brauch keine Polito-, Psycho- und sonstigen -logen, die mir weismachen, wie furchtbar wir Österreicher waren, sind und sein werden. Das weiß ich schon selber ... Die Liebe zum Vater-, Mutter- und Kinderland, das Insgesamt des Guten und Bösen in diesem Land – ach, Liebe ist immer unsinnig und unbelehrbar, je mehr man sie mit berechtigten Einwänden traktiert. Sie lächelt – und liebt weiter."

Günter Nenning am 26. Oktober zum österreichischen Nationalfeiertag in der "Kronenzeitung"

 

 

"Momentan stehen wir Polen den zurückhaltenden Vorstellungen von Tony Blair näher als der europaföderalistischen Utopie von Joschka Fischer."

Wladyslaw Bartoszewski, polnischer Außenminister, im Interview mit der österreichischen Illustrierten "profil" vom 30. Oktober

 

 

"Ich habe nie viel davon gehalten, von einer multikulturellen Gesellschaft zu sprechen. Wir sind eine multi-ethnische Gesellschaft. ‘Multikulturelle Gesellschaft’ halte ich deshalb für den falschen Begriff, weil es eben nicht funktioniert, den Menschen eine nicht identifizierbare Kultur zuzuordnen."

Sigmar Gabriel, niedersächsischer Ministerpräsident, im Interview mit der "Welt am Sonntag" vom 5. November

 

 

"Ein Zuwanderungskonzept ist mit mir nur zu machen, wenn es sich mit unserem Verständnis von Vaterland und Nation auseinandersetzt. Das ist der Kern dieser wichtigen Debatte. Wir sind geprägt durch die Wertegemeinschaft des christlich-jüdischen Abendlandes."

Angela Merkel, CDU-Vorsitzende, im "Focus" vom 6. November zur Debatte um eine "deutsche" Leitkultur

 

 

"Wir haben bei der Europameisterschaft 1992 gesehen, daß die ganz untrainierten, gerade von der Theke gekommenen Dänen den weitaus besten Fußball spielten. Wir sollten doch damit aufhören, immer wieder von unseren deutschen Kardinaltugenden Fleiß, Ordnung, Disziplin zu sprechen. Sie passen allzu gut zu dem Begriff ‘deutsche Leitkultur’. Pardon, aber das sind Sekundärtugenden. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Damit kann ich eine humane Gesellschaft bauen, aber ich kann auch ein KZ organisieren. Wir sollten sie relativieren. Im Gegensatz zu Primärtugenden wie Liebe, Demut und Barmherzigkeit."

Walter Jens, Literaturwissenschaftler, in der "Leipziger Volkszeitung" vom 4./5. November


 
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