© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/00 10. November 2000

 
FHM: Die neue Zeitung für Männer
"Äff Äitsch Ämm"
Ellen Kositza

Für den winzigen Bruchteil einer Sekunde scheint es, als wolle Uwe Killing sich einschalten in das Frage- und Antwortspiel zum Thema deutsche Leitkultur. Es wäre dies ein Kommentar aus berufenem Munde, war Killing doch immerhin Chefredakteur von Max, dem renommierten Hochglanz-Magazin moderner deutscher Kultur. Inhaltlich unzufrieden, hatte Killing gekündigt und hebt also im Editorial seines neuen Projektes an: "Es fehlte uns in Deutschland bislang..." Ja, was wohl? – "... ein Magazin, das mehr draufhat als immer nur Motoren, Muskeln und Mädels." In dieses Vakuum soll FHM, das "For Him Magazine", knapp 200 Seiten dick und schön bunt, stoßen. Die Wahrheit ist: Jeder Splatterfilm, jede blauschimmelige Orange, überhaupt vermutlich alles auf dieser Welt ist geschmackvoller als dieses Heft, das recht unschuldig und eben nicht in der Pornosparte an den Kiosken ausliegt. Hier erfährt man, was den "wahren Mann" wirklich interessiert: Eine derbe Glosse über Hämorrhiden, neues über Jürgen Drews‘ Onaniegewohnheiten und eine Antwort auf die Frage, warum fremde Fürze als abstoßend empfunden werden. Des weiteren: Sex mit Nonnen, Sex im Kleiderschrank, im Waschbecken, mit gegenseitigem Ineinander-Erbrechen. Unklar bleibt, warum eine taz-Autorin vor einiger Zeit in einem Artikel über die "neuen Männer" FHM als "weniger sexfixiert" lobte.

Das seit November hierzulande erscheinende Monatsmagazin ist die deutsche Lizenzausgabe des gleichnamigen erfolgreichen englischen Männerheftes, in einer Auflage von 150.000 herausgegeben vom Münchner Attic Futura-Verlag in Zusammenarbeit mit dem Mediengiganten emap. Neue deutsche Light-Kultur eben.


 
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