© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
Rhesusfaktor negativ
Baskenland: Ein uraltes Volk mit prähistorischen Wurzeln
Péter Herter

In den Bergen des Baskenlandes ist vieles anders als in der restlichen EU. Ein typisches Beispiel dafür ist der Präsident der regierenden baskischen Nationalpartei (PNV): Xabier Arzalluz erklärte gegenüber einer italienischen Zeitung ganz offen, daß in den Adern echter Basken nur "Blut mit Rhesusfaktor negativ" fließt. Dies sei ein eindeutiger Beweis dafür, daß es sich bei den Basken "um ein uraltes Volk mit prähistorischen Wurzeln handelt, wie maßgebliche Genforscher einräumen".

Der baskische Politiker ging sogar noch weiter und forderte, "daß eine derart geschlossene Volksgemeinschaft, mit einer großen Kultur, das Recht auf Selbstbestimmung haben muß". Arzalluz bekennt sich damit weiterhin zu Sabin Arana, der auf der Grundlage der "rassischen Andersartigkeit" der Basken 1885 die PNV gründete. Arana verurteilte damals die Industrialisierung des Baskenlandes, die den Zuzug von Fremden mit sich brachte und so die "baskische Rasse" zerstöre. Seither standen so schon die Unternehmer im Kreuzfeuer, während die einfachen Priester den Nationalismus unterstützten. Teile der katholischen Kirche, allen voran der inzwischen abgelöste Bischof Setién von San Sebastián, sympathisieren daher auch offen mit dem Kampf für die baskische Unabhängigkeit. Die PNV sieht sich daher als eine Art "baskische CSU".

Die 1959 als Studentenbund gegen die Franco-Diktatur gegründete ETA und die Partei Herri Batasuna fordern hingegen eine basiskommunistische Gesellschaft nach der baskischen Unabhängigkeit – die "bürgerliche" Gesellschaft, wie sie die PNV verkörpert, lehnen sie ab.

Beide Seiten eint jedoch die Forderung nach Selbstbestimmung. Und so wurden dieses Jahr von selbsternannten baskischen Stellen erstmals baskische Pässe ausgegeben – unabhängig davon, ob sie irgendwo auf der Welt anerkannt werden.


 
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