© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
Neulich im Internet
Telearbeit
Erol Stern

"Stell Dir vor, es ist Arbeit und keiner geht hin..." Vor einigen Wochen erschien meine Kolumne und keiner hat gemerkt, daß ich sie umgeben von Palmen in der heißen Sonne Floridas und unter Einfluß einer Pina Colada verfaßte. Meine Artikel reiche ich immer per eMail oder Fax ein, bisher habe ich keinen noch so winzigen Fetzen Papier abgeschickt und die Redaktion so gut wie nie betreten. Nicht daß ich ein ausgesprochener Stubenhocker wäre, aber niemand beschwert sich über Zigarettenqualm, keiner trinkt mir den Kaffee weg, und wenn ich schlechte Laune habe, belästige ich niemanden. Das Zauberwort heißt Telearbeit und findet dank der modernen Kommunikationskultur immer mehr Verbreitung. Wie alle Neuerungen kann aber auch diese Form der Arbeits(zeit)gestaltung Nachteile mit sich bringen. Ich habe z.B. immer ein Problem mit den Abgabeterminen, weil kein mahnender Chef präsent ist. Ein anderer mag vielleicht über Isolation und Vereinsamung klagen oder wird durch private Anrufe und Familie ständig abgelenkt oder verpennt schlichtweg. Auch muß der Telearbeiter etwas mehr verdienen, weil ihn das Arbeitszimmer Miete kostet. Wer weiß, wie er mit dem inneren Schweinehund umzuspringen hat, keinen ständigen Kontakt zu anderen braucht und nicht gezwungen wird, für den eröffnen sich unterm Strich völlig neue Möglichkeiten. Auch alleinerziehenden Müttern könnte eine Sorge genommen werden. Dafür müssen geeignete Konzepte her, damit der Mensch nicht ins Abseits gerät, mailt Euch Euer Erol Stern


 
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