© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/00 24. November 2000

 
Meldungen

Jeder fünfte Händler ist im Griff der Mafia

MAILAND. Die Mafia kontrolliert einer Studie des Einzelhandel-Verbandes Confcommercio zufolge jeden fünften Einzelhändler in Italien. Insgesamt macht das organisierte Verbrechen jedes Jahr Geschäfte in Höhe von umgerechnet rund 300 Milliarden Mark – das sind etwa 15 Prozent des italienischen Bruttosozialprodukts. Größte Sorge bereitet es dabei Firmen und Fahndern, daß die Mafia immer stärker auch "saubere Geschäftsbereiche" unterwandert. Industrie und Einzelhandel machten durch Schmuggel, Schutzgelderpressungen und Markenpiraterie der Mafia jährlich Verluste in Höhe von umgerechnet 100 Milliarden Mark, so die Studie. Innenminister Enzo Bianco warf den lokalen Behörden auf einer Tagung des Verbandes in Mailand vor, die Kriminalität nicht genügend zu bekämpfen. Finanzminister Ottaviano Del Turco sagte, er werde die italienische Zentralbank auffordern, stärkere Kontrollen gegen die Geldwäsche einzuführen. Das Gesamtvermögen des organisierten Verbrechens in Italien beziffert die Studie auf 2.000 Milliarden Mark, was in etwa den italienischen Staatsschulden entspräche. Am meisten verdiene die Mafia durch Erpressung, Prostitution und illegales Glücksspiel.

 

Millionenschwindel und Betrug bei der EU

BRÜSSEL. Die "Fehlerquote" bei der Abwicklung des EU-Etats lag 1999 wie in den Vorjahren so hoch, daß der EU-Rechnungshof zum sechsten Mal in Folge keine Garantie für die "Zuverlässigkeit des Rechnungsabschlusses" geben konnte, teilte dessen Präsident, Jan Karlsson, vergangene Woche vor dem EU-Parlament mit. Das deutsche Mitglied des EU-Rechnungshofes, Bernhard Friedmann, bezifferte das Ausmaß an entdeckten Betrügereien mit 600 Millionen Euro. Vermutlich liege der Betrag aber noch höher, so Friedmann. Er erinnerte daran, daß erst sieben EU-Staaten die Konvention zum Schutz der finanziellen Interessen der EU ratifiziert haben.

 

Österreich und Italien gegen Atomkraftwerk

WIEN. Nachdem Österreich als Bedingung für einen EU-Beitritt der Tschechei eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das AKW Temelín verlangt, bekommt nun auch Slowenien Ärger: mit dem AKW Krsko (bei Gurkfeld), für das zur Zeit eine seismographische Studie läuft. Diese Studie wird von der Vereinigung der westeuropäischen Atomaufsichtsbehörden durchgeführt und soll im Dezember vorliegen. "Bevor wir diese Studie nicht kennen, kann es keine Zustimmung geben", so Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. Auch Griechenland und Italien haben Widerstand angekündigt.

 

Erstes genetisch ausgewähltes Kind

PARIS. Im Béclère-Krankenhaus (Département Hauts-de-Seine) ist erstmals ein genetisch ausgewähltes Kind zur Welt gekommen. Das Kind ist nicht von der unheilbaren Krankheit betroffen, die einer der Elternteile in sich trägt. Damit wurde in Frankreich erstmals die "Präimplantations-Diagnose" angewandt. Dem Embryo werden vor der Einsetzung in den Mutterleib Zellen entnommen. Diese werden auf genetisch bedingte Krankheiten überprüft. Das Verfahren könne etwa 100 Geburten jährlich in Frankreich betreffen, sagte ein Gesundheitsexperte.

 

Zahl der Woche

16.472 Mark im Monat soll nach einem Gesetzesentwurf demnächst jeder der 626 EU-Abgeordneten erhalten. Die EU-"Gehaltssteuer" beträgt 25 Prozent. Derzeit liegt der Gehaltsdurchschnitt bei 11.930 Mark plus steuerfreie Pauschalen und Tagegelder.

(Quelle: "Der Standard" aus Wien vom 15. November 2000)


 
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