© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/00 08. Dezember 2000

 
UMWELT
Vulkanausbruch auf dem Klimagipfel
Holger Nutzinger

Da platzt ein Klimagipfel, und es knallt nicht einmal. Der Rauch verzieht sich, ehe er einen Treibhauseffekt erzielen kann. Und das, obwohl unser Umweltminister sehr enttäuscht darüber ist, daß sich die 150 Staatsvertreter nicht einmal auf eine politische Grundsatzerklärung einigen konnten. Dabei war er es selbst, der einen Kompromiß in letzter Sekunde verhinderte, nachdem sich die Briten und Franzosen schon mit den störrischen Amis, Japanern und Kanadiern verständigt hatten. Will Trittin seinen Triumph auf der anstehenden Folgekonferenz in Bonn feiern, um hier als Sieger dazustehen?

Knackpunkt der Verhandlungen war die Anrechnung der nationalen Land- und Forstwirtschaften zur Klimaverbesserung. Die USA mit ihren großen Waldflächen möchten die damit auf natürlichem Wege beseitigten Schadstoffemissionen mit ihrem Emissionskontingent verrechnen. Eigentlich ist dieses Ansinnen nicht unschicklich. Es macht ja einen Unterschied, ob ein Land mit Autoabgasen die Luft verpestet, ohne daß ein Teil der CO2-Emissionen durch Anpflanzungen absorbiert wird, während ein anderes dank eines hohen Bestandes an Wäldern und Feldern den effektiven Ausstoß vermindert. Nicht umsonst ist der Smog in Athen größer als in Salzburg. Daß man sich nicht über das Maß der Anrechnung einigen konnte, zeigt wieder einmal die Willkür im Umweltbereich. Die Meßgrößen werden nach politischem Basisgeschmack ausgewählt und bewertet. Wissenschaftliche Seriosität ist längst der ideologischen Verblendung zum Opfer gefallen. Sonst müßte man eigentlich auch in Betracht ziehen, welche Vulkanaktivitäten in jedem der beteiligten Länder vorliegen. Die sorgen nämlich für 90 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.


 
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