© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/00 08. Dezember 2000

 
Meldungen

Ökologischer Landbau rechnet sich noch nicht

BONN. Passend zur BSE-Krise stellt Volker Jahr eine Studie über Berufseinstieg und Verbleib von Absolventen des zur Gesamthochschule Kassel gehörenden Fachbereichs Landwirtschaft in Witzenhausen vor (Berichte über Landwirtschaft, Heft 3/00). In Witzenhausen wurde 1981 erstmalig eine Professur für Ökologischen Landbau eingerichtet. Seit 1993 wurde ein eigener Studienschwerpunkt, drei Jahre später ein Diplomstudiengang "Ökologische Landwirtschaft" angeboten. Obwohl unter zukünftigen Landwirten ein Trend weg vom "Agrarmanagement" zu beobachten sei, das heute mit Brüssel und BSE assoziiert wird, fänden die ökologisch orientierten Absolventen schlechtere Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt vor als ihre konventionell ausgebildeten Kommilitonen.

 

Der Keller der Republik als Horrorkabinett

SEELZE. Sieben Thesen zu den Ursachen für die Erosion des Rechtsstaats-Bewußtseins und die Entfremdung vieler Jugendlicher vom Staat formuliert der Hamburger Studienrat Kurt Edler in der Neuen Sammlung (Heft 3/00). Edler beklagt den Verfall der Öffentlichkeit und die Überlagerung des realen politischen Raumes durch virtuelle Kommunikationswelten. Vor allem aber zeigt er sich durch Erfahrungen aus dem "Keller der Republik" schockiert: An der vordersten Sozialfront entwickeln sich bei Jugendlichen "ethnisch-hierarchische Interpretationsmuster, deren menschenverachtender Kern mit dem Wertekatalog einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft überhaupt nicht mehr kompatibel ist".

 

Kunsthistoriker meiden schwierige Themen

MÜNCHEN. Nach einem Besuch der vielen verfallenen Gutshäuser Niederschlesiens, mitten in den düster-imposanten Ruinen des Schlosses Carolath bei Beuthen an Oder stehend, mag sich mancher gefragt haben, ob es sie denn noch gibt, die schlesische Kunstlandschaft. Die siebzig Kunsthistoriker, über deren Fachtagung im restaurierten Schloß Lomnitz bei Hirschberg (Oktober 1999) nun die Monatszeitschrift Kunst Chronik (Heft 9-10/00) berichtet, wirkten jedenfalls nicht beunruhigt. Ausweislich der Referate, die ein Spektrum von der Breslauer Bauplastik im 14. Jahrhundert bis zu realsozialistischen Planierungen abdeckten, ist die Kulturlandschaft Schlesiens noch als "gemeinsames Erbe" für deutsche und polnische Wissenschaftler verfügbar. Die zwischen ihnen herrschende "unbelastete Atmosphäre, frei von altbekannten Phobien und nationalen Vorurteilen", wie sie der Tagungsbericht rühmt, scheint jedoch teuer bezahlt. Denn auch jüngere Forscher seien in Lomnitz "mehr oder weniger bewußt Kontroversen aus dem Wege" gegangen. Die Erörterung "schwieriger und konfliktreicher Probleme", die sich für Polen offenbar aus der deutschen Geschichte des Landes ergeben, wurde deshalb lieber vertagt.


 
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