© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/00 15. Dezember 2000

 
Zeitschriftenkritik: Epoche
Taten von morgen
Werner Olles

Als "Ideenmagazin" möchte sich die Vierteljahreszeitschrift Epoche verstanden wissen. Und da "Ideen von heute Taten von morgen" sind, ist der Konservativismus, der hier vertreten wird, auch nicht antimodernistisch im Sinne einer Form der traditionalistischen Nostalgie, sondern hat eher mit Politik im traditionellen Sinne des Wortes zu tun. Daher wendet sich die Epoche auch gegen die völlige Neutralisierung des Politischen und wirbt für eine Legitimation und Autorität, die als solche erkennbar ist und anerkannt wird.

Nach der Privatisierung und dem Legitimitätsverlust des Staates, der sich inzwischen nur noch als eine Macht unter anderen begreift, gleicht ein derartiges Bemühen leider oft genug Don Quichottes und seines treuen Knappen Sancho Pansos Kampf gegen die berühmten Windmühlenflügel. Die Vertrauenskrise gegenüber der politischen Klasse, die Krise der repräsentativen Demokratie und die Krise der Nationalstaaten vor der Globalisierung hat natürlich auch jene Konservativen ergriffen, die die Mutation des Politischen und die Veränderung des Staates in ein Sub-System (Niklas Luhmann) so lange wie möglich – und manchmal sogar mit gewissen kleinen Erfolgen – hinauszögern wollten. So wird auch in den meisten Beiträgen der Epoche klar, daß wir zwar nicht am Ende der Politik angekommen sind, daß sich das Politische jedoch in einer stetigen Auflösung befindet und sich zunehmend in den verschiedenen Interessengruppen zerstreut.

Dieser Verflüchtigung von Politik kann man aber nur entgegensteuern, wenn man die Relevanz der diversen Mächte, die hier und heute am Werk sind, genau analysiert. Solchen wichtigen Fragen widmet sich die Epoche mit Hingabe und Ernsthaftigkeit. Man beschäftigt sich zum Beispiel eingehend mit sozialen und kulturellen Phänomenen wie der Bedrohung durch den Islam, dem demographischen Selbstmord der Deutschen und Europäer, der gewollten Zerstörung unseres Bildungssystems, den unweigerlich auf uns zukommenden Einwanderungsbewegungen großer Populationen, der Utopie der multikulturellen Gesellschaft und ihren zerstörerischen Folgen für das gesamte sozial- und nationalstaatliche Gefüge, den Auswirkungen von Hedonismus und Konsumismus auf die Massengesellschaft und dem pragmatischen Individualismus als Voraussetzung für eine erfolgreiche Globalisierung. Epoche fragt aber auch, wie das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Kräften – Politik, Medien, Wirtschaft, Justiz etc. – funktioniert und wie diese Kräfte in eine ununterbrochene Bewegung umgestaltet werden.

Andererseits relativiert die Zeitschrift die historische Rolle der Studentenbewegung, die nur weit offene Türen eingerannt habe, und rechnet gnadenlos mit der Politisierung des Privaten ab, deren absurde Konsequenzen in den Extremismus, die Leugnung der Souveränität des Volkes und in eine Allergie gegenüber der eigenen Nation geführt hätten.

 

Anschrift: Epoche e.V., Tirolerstr. 9, 83426 Bad Reichenhall. Das Einzelheft kostet 10 Mark.


 
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