© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/00-01/01 22. Dezember / 29. Dezember 2000

 
Frisch gepreßt

Elite. Zu Recht sprechen Ronald Smelser undEnrico Syring davon, daß die SS "die mächtigste und radikalste Organisation des Dritten Reiches" gewesen sei. Im krassen Mißverhältnis zu der Bedeutung dieses "Staates im Staat" steht immer noch der Forschungsertrag, den Zeithistoriker auf diesem Feld präsentieren können. Bis heute vermißt man etwa eine aus den Quellen geschöpfte Arbeit zum Sicherheitsdienst in seiner Funktion als brain trust des NS-Systems. Auch in der Sammlung von Smelser und Syring sind diese Intellektuellen unter dem Totenkopf mit Ohlendorf, Schellenberg und Best schmerzlich unterrepräsentiert. Vor allem Höhn und Six werden vermißt. Bekannte Exponenten des militärischen Arms wie Gille, Dietrich und Bittrich oder die "Polizisten" Müller, Kaltenbrunner oder Nebe sind hingegen zu zahlreich vertreten ("Die SS. Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe", F. Schönigh, Paderborn 2000, 463 S.,Abb., 78 Mark).

Kriegskinder. Die Generation der Flakhelfer ist Mitte der neunziger Jahre in Pension gegangen und hält Rückschau auf ihr Leben. So auch Hans Josef Horchem, Jahrgang 1927, langjähriger Chef des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz. Der Katholik, der in der Nordeifel zwischen "Hakenkreuz und Kruzifix" aufwächst, schildert detailliert seine Jugendjahre, das "Spiel mit den Waffen" bei der "Heimatflak" und das Endspiel bei der Marine in Flensburg, wo er im Mai 1945 die demütigende Verhaftung der Regierung Dönitz miterlebt. Horchem füllt seine Erinnerungen nicht selten retrospektiv auf, und er gestattet sich manchen moralisierenden Exkurs. Ungeachtet dessen vermittelt er tiefe Einblicke in die Mentalität einer Generation, die in Sachen Lebensintensität kaum Konkurrenz fürchten muß ("Kinder im Krieg. Kindheit und Jugend im Dritten Reich", Mittler, Hamburg 2000, 256 S., 48 Mark).


 
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