© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/00-01/01 22. Dezember / 29. Dezember 2000

 
Meldungen

Mit Freud zu Wurzeln der Jugendgewalt

WEINHEIM.Der mit seinem Buch über den "vermeintlichen Aggressionstrieb" bekannt gewordene Publizist Arno Plack hat in Psychologie heute (Heft 11/2000) dargelegt, daß ein Zusammenhang zwischen "rechter Gewalt" und "rechter Ideologie" vornehmlich in der Phantasie der Medien besteht. Plack bestreitet, daß es "geistige Wurzeln" für die politisch drapierte Jugendgewalt gebe. Vielmehr müsse man von einem in der Psychologie seit Freud hinreichend bekannten Zusammenhang von Frustration und Agression ausgehen. Menschen, die für ihr psychisches Gleichgewicht einen Feind bräuchten, hätten eine leib- und lustfreindliche Erziehung erfahren. Ihre "verinnerlichten Demütigungen" würden sie als Erwachsene an allerlei Haßobjekten entladen.

 

Katholischer Beifall für Friedrich Nietzsche

MÜNCHEN.In der Jesuiten-Zeitschrift Stimmen der Zeit (Band 218, Heft 12/00) fragt Paul Valadier SJ (Paris) danach, wie aktuell Nietzsche sei. Valadier präsentiert keine altbackene katholische Philippika gegen den Nihilisten und "Anti-Christen". Er konzentriert sich vielmehr auf Nietzsches Kritik des "Egalitarismus" und entdeckt hier Übereinstimmungen mit dem katholischen Anti-Modernismus. Überraschend deutlich sekundiert Valadier Nietzsche im Kampf gegen einen "nivellierenden Demokratismus" : "Besonders hinter der Fassade der großen Ideen der Freiheit und der Gleichheit oder auch in der Einforderung der Menschenrechte" verberge sich ein Egalitarismus, der das schöpferische Individuum in "einen beständig Betreuten" verwandelt.

 

Zeitgeschichte in Liliput: Liechtenstein vor 1945

BERN. Über den Stand der Vergangenheitsbewältigung in Liechtenstein informiert Peter Geiger, Forschungsbeauftragter am Lichtenstein-Institut, in den Schweizer Monatsheften (11/00). Das neutrale Ländchen mit seinen (1941) 11.000 Einwohnern sei zwar unversehrt durch den Zweiten Weltkrieg gekommen. Doch habe man sich "moralisch schuldig" gemacht. Etwa durch die Zurückweisung jüdischer Flüchtlinge, von denen nur wenige Privilegierte Aufnahme fanden. Geklärt werde zur Zeit noch die Substanz jener vom World Jewish Congress erhobenen Vorwürfe, wonach "liechtensteinische Finanzinstitute den Nazis geholfen" haben sollen, "Raubvermögen" zu verschieben.

 

Bewegte Kofler-Tagung an der Uni Bochum

BERLIN. Der unorthodoxe Marxist Leo Kofler vermag die Geister auch nach seinem Tod zu scheiden. Christoph Jünke referiert in der Internationalen wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (2/00) Vorträge der wenig "konstruktiv-kritischen Dialogkultur" während einer Kofler-Tagung an der Uni Bochum, die Reinhard Pitsch (Wien) gar mit "deutschnationalen und antisemitischen Ausfällen" garniert habe.


 
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