© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/01 05. Januar 2001

 
Rot-Grün & die Todesstrafe
von Werner Olles

In einem gemeinsamen Antrag im Deutschen Bundestag fordern SPD und Grüne die Abschaffung der Todesstrafe. Nun wird mancher überraschte Mitbürger sicher einwenden, daß es diese seit 1949 in Westdeutschland, seit 1987 in der DDR und seit 1990 auch im Westteil Berlins ja überhaupt nicht mehr gibt. Das ist auch korrekt, aber SPD und Grüne fordern auch nicht die Abschaffung der Todesstrafe in Deutschland, sondern in den Vereinigten Staaten von Amerika. So appellierte man schon mal vorab an die USA, in allen Bundestaaten die Todesstrafe abzuschaffen, denn damit werde "das Recht auf Leben als grundlegendstes Menschenrecht verletzt". Zudem verstießen die USA mit der Hinrichtung von Verurteilten, die zum Tatzeitpunkt minderjährig oder geistig krank waren, gegen "internationale Standards".

An dieser Argumentation mag sogar etwas dran sein, nur zeugt es von absoluter Naivität und Blauäugigkeit anzunehmen, daß die letzte Weltmacht sich von notorisch Politik mit Hypermoral verwechselnden Gutmenschen beeindrucken lassen könnte. Selbst überzeugte linksliberale US-Politiker denken nicht im Traum daran, von der Todesstrafe abzurücken, weil sie wissen, daß eine absolute Mehrheit der amerikanischen Wähler diese bei Schwerstverbechen für gerechtfertigt hält. Abgesehen davon wären unsere linken Parteien um einiges glaubwürdiger, wenn sie sich mit der gleichen Begeisterung, mit der sie für das Recht auf Leben von Mördern und Vergewaltigern eintreten, auch für das Lebensrecht ungeborener Kinder einsetzen würden.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen