© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/01 05. Januar 2001

 
UMWELT
Rot-grüne Halbzeitbilanz
Volker Kempf

Das Umweltministerium zieht in einer Broschüre Zwischenbilanz. Doch die präsentierten Fakten sind so spärlich, daß man sie auf ein Faltblatt gepaßt hätten. Die nun vorliegenden 32 Seiten im A4-Format sind vor allem mit bunten Elementen und ein paar Schlagzeilen gefüllt. Wie in einer Wahlbroschüre ist zu lesen, daß "Wir" dank Bundesregierung und Umweltministerium auf erneuerbare Energien umsteuern: "Einstieg in den Atomausstieg geschafft"; "Ökosteuer bringt Arbeitsplätze". Ob der Atomausstieg überhaupt einer ist oder das Ökosteuerchaos wirklich Arbeitsplätze brachte, darf allerdings bezweifelt werden. Von den Kritikpunkten am neuen Naturschutzgesetz seitens der Umweltverbände steht in der Broschüre nichts. Dafür werden hehre Klimaziele formuliert; wie diese aber mit dem Ausbau von Flughäfen erreicht werden sollen, erfährt man auf den spärlich bedruckten Seiten keineswegs.

Wo also ist der Fortschritt zugunsten der Umwelt? Gut, in einigen Flüssen schwimmen wieder Lachse, weil auch die rot-grüne Bundesregierung weiterhin auf Kläranlagen setzt. Fortschritt sei für die Umwelt sichtbar, heißt es einleitend, weil das Bewußtsein der Bevölkerung für Probleme der Natur groß sei. Es werden sogar Umfragen bemüht, wonach 94 Prozent der Bevölkerung Umweltschutz als "wichtig" oder "eher wichtig" einstufen. 49 Prozent der Befragten seien sogar bereit, ihr Leben umweltfreundlich zu gestalten. Daß Umweltbewußtsein und Umweltverhalten laut Erkenntnis einer Enquetekommission des Deutschen Bundestages zur Zeit der alten Regierung entkoppelt sind, wird vergessen, so daß man die ganze Broschüre getrost mit anderem Werbematerial der Wiederverwertung zufügen kann.


 
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