© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001


Keine Männersache
von Alexander Schmidt

Werden in der Bundeswehr im Jahr Eins nach dem Richterspruch aus Brüssel Frauen ihren männlichen Kameraden den Rang ablaufen? In den Schränken des Verteidigungsministeriums lagern Studien, die unter "wehrtechnischen Aspekten" etwa zu dem Ergebnis kommen, daß Frauen ihre geringere Muskelmasse durch eine höhere Wendigkeit infolge eines tieferen Schwerpunktes ausglichen und in der Bilanz ihren männlichen Kollegen weder unter- noch überlegen seien.

In der Praxis werden dies jedoch nur wenige Soldaten wirklich erleben können. Die Zahl von Frauen, die sich für eine Karriere in den Streitkräften interessieren, bleibt um ein mehrfaches hinter den Erwartungen zurück. Nicht die Anwesenheit von Frauen in den Truppen, sondern die Reformen Scharpings werden die Bundeswehr verwandeln. Als der ebenfalls sozialdemokratische Verteidigungsminister Georg Leber vor 26 Jahren Frauen in den Sanitätsdienst der Bundeswehr zuließ, geschah dies aus Personalnot, um das Gesicht einer personalstarken Verteidigungsarmee aufrechtzuhalten.

Heute haben sich die Verhältnisse genau gedreht. Die Verkleinerung der Bundeswehr führt zu geringerem Personalbedarf, und das einstige Ziel der Landesverteidigung wich der Vorstellung eines verlegbaren Krisenpräventionsverbandes; die Aufnahme von Frauen folgt einzig einer ausufernden Gleichstellungsideologie. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Einsätze und Schwangerschaftsurlaube kollidieren und erste Rufe nach Quotenregelungen für Frauen in den Dienstgraden laut werden. Die Schuld bei den Soldatinnen zu suchen, wäre jedoch falsch.


 
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