© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Betretenes Schweigen
von Bernd-Thomas Ramb

Zur Zeit der Nato-Angriffs auf Restjugoslawien hatte Deutschland zwei Kriegsminister, Verteidigungsminister Scharping und Außenminister Fischer. Beide wußten vom Einsatz uranhaltiger Munition im Kosovo-Krieg, und beide konnten sich über die Gefahren der Vergiftung von Boden und Leben dank ihrer zahlreichen Fachreferenten kundig machen. Nun läßt sich über die tatsächliche Relevanz der Gesundheitsgefährdung der eingesetzten Nato-Soldaten müßig streiten.

Warum spricht im übrigen kaum einer über die Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung? Genauso notwendig ist aber auch die Debatte über die politische Verantwortung. Daß alle Welt nun auf den Verteidigungsminister einprügelt, ist verständlich. Ebenso aber auch die "Entschuldigung", daß ein frisch amtierender SPD-Minister sich kaum einem Nato-Beschluß aus Charaktergründen widersetzen würde. Gehörig anders ist die Tatsache, daß ein grüner Minister namens Fischer den Einsatz von atomar verseuchter und beim Aufprall die Umwelt noch stärker verseuchender Uranmunition billigt. Derselbe Edelgrüne hatte als hessischer Umweltminister die wesentlich harmlosere Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennelemente in Hanau als Teufelswerk gebranntmarkt und wie ein Besessener mit allen scheinheiligen Möglichkeiten bekämpft. Wenn heute das uranöse Verhalten im Kosovo-Krieg kritisiert wird, dann sollte die heftigste Kritik dem Moralapostel Fischer gelten. Er bringt als verantwortlicher Minister die grüne Antiatomethik nun vollends in eine Mischung aus Mißkredit und Lächerlichkeit.


 
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