© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Peter und der Wolf
CSU: Peter Gauweiler will 2002 in den Bundestag
Philip Plickert

Der langjährige Vorsitzende der Münchner CSU und frühere bayerische Umweltminister, Peter Gauweiler, plant seine Rückkehr in die Bundespolitik. Derzeit muß er sich mit einem Sitz im Landtag begnügen, doch den erfolgreichen Juristen und nebenberuflichen Publizisten für die Welt am Sonntag drängt es nach Berlin. Jenen Wahlkreis, den Gauweiler sich als Sprungbrett für die Hauptstadt auserkoren hat, beansprucht allerdings auch Aribert Wolf, der designierte Oberbürgermeister-Kandidat der Partei. Für die Öffentlichkeit hat Wolf als die von Ministerpräsident Stoiber verordnete Hoffnung der Münchner CSU zu gelten. Hinter seinem Rücken wird freilich gelästert, seine politische Bilanz sei nicht gerade berauschend.

Wolf, so klagen Parteifreunde, sei permanent auf der Durchreise. Wegen eines kurzen Intermezzo mit einer eigenen Stadtratsliste fiel er Ende der neunziger Jahre bei der CSU-Spitze in Ungnade. Zur OB-Wahl 1999 stellte die Partei zunächst den Landtagsabgeordneten Thomas Zimmermann als Kandidaten auf, nach lautem Streit folgte dann der ehemalige Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl. Nach dessen Rücktritt trat Wolf gegen Amtsinhaber Christian Ude (SPD) an. Mit Vergnügen erinnern sich die Münchner noch heute an jenes schöne Wahlplakat, das den CSU-Wolf mit der hohen Stirn in Gesellschaft seines Dackels zeigte. Das Ergebnis war ziemlich mager: Während die CSU bei der zeitgleich stattfindenden Europawahl 64 Prozent bekam, stimmten nur 37,2 Prozent der Münchner für Wolf. Peter Gauweiler hatte als OB-Kandidat 6 Jahre zuvor immerhin noch 43,3 Prozent geholt.

Im aktuellen Streit um das Olympiastadion, seit Monaten das beherrschende Thema der Stadt, agierte Wolf äußerst ungeschickt. "Wolf hat die Partei in eine total falsche Ecke getrieben", klagt der Vorsitzende der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU, Thomas Ruhfaß. Dagegen werden Wolfs Freunde wie der Münchner Stadtrat und Bezirksgeschäftsführer Richard Quaas nicht müde zu betonen, der Ministerpräsident ziehe Wolf Gauweiler vor. Um seine schwache Rückhalt an der Basis im Münchner Süden zu verbessern, bemüht sich Wolf jetzt um die Nachfolger des dortigen Kreisvorsitzenden Paul Wilhelm. Mitte dieses Jahres werden dann die Delegierten den Direktkandidaten für den Bundestag wählen. Sollte er nicht wieder aufgestellt werden, deutete Wolf an, werde er als OB-Kandidat nicht länger zur Verfügung stehen. Diese Drohung beeindruckt angesichts schlechter Umfragewerte von nur 14 Prozent kaum jemanden in der Partei.

Gauweiler schaut dem Treiben gelassen zu. Er hat eine große Hausmacht im Münchner Süden und wird gestärkt durch seine alten Freunde Max Strauß und Thomas Zimmermann. Selbst der CSU-Berzirksvorsitzende Johannes Singhammer, der sich offiziell neutral gibt, arbeitet hinter den Kulissen gegen seinen Konkurrenten Wolf, wie in Parteikreisen zu hören ist. Der kümmerliche rechte Flügel der Union im Bundestag bekäme mit Gauweiler eine deutliche Verstärkung. "Gauweiler ist für die CSU in Berlin absolut der Richtige", resümiert Stadtrat Ruhfaß. "Stoiber darf ein solches Ausnahmetalent nicht in der Provinz vertrocknen lassen."


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen