© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Neulich im Internet
The Grid
Erol Stern

Oh weh, hatten wir uns am Ende des "alten Jahrtausends" so einigermaßen mit dem Gedanken angefreundet, daß künftig das Internet die Hauptrolle in unserem Leben spielen wird – viel wichtiger als Schlafen, Essen und Trinken (kleiner Scherz!) –, sorgt nun eine neue Botschaft für Aufsehen. Wissenschaftler des Europäischen Kernforschungszentrums CERN werkeln bereits mit Hochdruck an der nächsten Generation des weltumspannenden Webs. Die Physiker tüfteln nämlich auf der Suche nach Ursprung und Zusammenhang der Materie an einem neuen Teilchenbeschleuniger, der, in etwa fünf Jahren fertiggestellt, mehrere Milliarden Daten pro Sekunde liefern soll. Der alte schafft nur zwei bis drei. "The Grid" (das Gitter) soll daher das Internet der nächsten Generation darstellen. Hans Hoffmann, Direktor für Technologietransfer am CERN, kündigte an, daß eine Organisationssoftware geschrieben werde, die, ähnlich dem Betriebssystem Linux, offen sei. So könne auch die Industrie ihre Ideen einbringen, zudem baue man auf deren finanzielle Beteiligung, die sich in einem Technologie- und Informationsvorsprung bei der Softwareentwicklung auszahlen soll. So liefert dann das "Gitter" Ergebnisse, die, aus vielen verschiedenen Datensätzen herausgefiltert, individuell auf die Anfrage des Benutzers zugeschnitten sind – ähnlich den heutigen Suchmaschinen. Sekundenschnell versorgt es uns mit komplexen Informationen, wie dem Zusammenhang zwischen Zigarettenverkauf und Krebsraten in einer bestimmten Region. Was sich zunächst förderlich für Kooperationen in der Wissenschaft auswirkt, soll uns erst in fünf bis zehn Jahren betreffen. Also: Ruhe bewahren, rät Euer EROL STERN


 
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