© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/01 02. Februar 2001

 
Öko für Normalverbraucher
Gesundheit: Bio-Supermärkte sind im Kommen
Martina Zippe

Begünstigt durch die BSE-Krise sind die Marktanteile der neuen reinen Bio-Supermärkte. Diese großen Geschäfte verkaufen nur Waren aus biologischem Anbau. Allein die Kette "super- natural" der Oekoland AG will in den kommenden Jahren 20 neue Filialen errichten. Die erste Niederlassung dieser Aktiengesellschaft öffnete kürzlich in Düsseldorf ihre Tore.

Währenddessen bieten viele herkömmliche Supermärkte bereits ein kleines Sortiment an Produkten aus biologischem Anbau an, meist Obst und Gemüse. Bio-Fleisch ist in konventionellen Supermärkten noch relativ selten, aber auch im Kommen, etwa in einigen Rewe-Märkten.

Den neuen reinen Bio-Supermarkt von "supernatural" unterscheidet äußerlich nichts von einem herkömmlichen Supermarkt. Damit will man bewußt neue Käuferschichten erschließen. Viele Kunden, die sonst nicht in Bioläden einkaufen, nehmen dieses neue Angebot denn auch mit Interesse an. "Es läuft gut", meint der junge Verkäufer an der Kasse über das gerade geöffnete Geschäft. Gerade Biofleisch wird durch die gegenwärtige BSE-Krise für viele interessanter. Obst und Gemüse im Bio-Supermarkt sind ohne Spritzmittel und künstlichen Dünger angebaut worden. Das Fleisch stammt von artgerecht gehaltenen Tieren, die ihr Futter weitgehend vom eigenen Hof bekommen. Tierschutz und gesunde Ernährung lassen sich hier gut verbinden. Tiermehl wird in der ökologischen Landwirtschaft nicht verfüttert.

Daneben bietet der neue Markt auch eine große Palette an Fleischersatz-Produkten, die aus Sojabohnen hergestellt sind, etwa Soja-Grillwürstchen, und darüber hinaus sonstigen Bedarf des täglichen Lebens. Natürlich zieht auch der Preis Kunden an. Durch Großmengen-Einkauf kann "supernatural" besonders günstig anbieten, erklärt die Projektmanagerin Martina Mestwerdt. So entsprechen die Preise, zu denen im Biosupermarkt verkauft wird, mitunter den Preisen, zu denen die kleinen Bioläden überhaupt erst beim Großhändler einkaufen. Bio-Milch etwa ist bei "super natural" mit 1,49 DM relativ preiswert. Daher nennt sich der Laden auch "Bio-Discounter", was soviel wie "Preisnachlaß" bedeutet. Bei den Brotpreisen (um die 6 Mark pro Kilo) hingegen können Bioläden noch gut mit dem Supermarkt mithalten.

Eine Konkurrenz für alteingesessene Naturkostläden und Reformhäuser droht mit dem neuen Markt nicht: "Viele schätzen an diesen kleinen Geschäften für Naturwaren eben die individuelle Atmosphäre. Die geht ja in einem großen Supermarkt etwas verloren", schildert die Fachberaterin in dem Reformhaus, das gegenüber dem Düsseldorfer Bio-Supermarkt liegt. Sie meint, daß in einem Supermarkt die Beratung der Kunden zu kurz kommt. Sie selbst hat eine spezielle Ausbildung absolviert, um Kenntnis von den Wirkstoffen der verkauften Produkte zu erlangen. Der Bio-Supermarkt hingegen beschäftigt neben Fachpersonal auch Studenten. Dies trägt zu den günstigen Preisen von "supernatural" bei.

Eine weitere Besonderheit von "super- natural" ist bei Kunden nicht unumstritten: Wer beim Einkauf im Bio-Supermarkt hungrig geworden ist, der kann in der "Bio-Fast-Food-Corner" etwa zu "North Sealachs" greifen oder einen "Bio-Burger Meat Me" vertilgen. Auch ein "Crazy-Kids-Menue" fehlt nicht. Ein stets mitgeführtes Englischbuch ist von großem Vorteil, um hier Bioprodukte in der Atmosphäre amerikanischer Schnellrestaurant-Ketten zu essen. Daß das Bio-Fast-Food teilweise in der Mikrowelle erhitzt wird, paßt für einige Kunden nicht recht zu ökologischer Ernährung. Auf jeden Fall aber profitieren vom Bioessen die Rinder, Schweine oder Hühner, die ein Leben in artgerechter Haltung mit genügend Auslauf geführt haben. Von der Oekoland AG können auch Aktien gezeichnet werden. Informationen gibt es unter 023 81/ 307 21-109.


 
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