© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
Der Mann hinter der "Pankraz"-Kolumne
Leben und Werk Günter Zehms

Günter Zehm wird am 12. Oktober 1933 als zweites Kind des Textilingenieurs Hilmar Zehm und seiner Ehefrau Martha im sächsischen Crimmitschau geboren. Nach der Oberschule studiert er ab 1950 an der Karl-Marx-Universität Leipzig, zunächst Publizistik (bis 1952), danach Philosophie (bis 1956). Er war Lieblingsschüler und Vertrauter von Ernst Bloch, dem damaligen Direktor des philosophischen Instituts der Leipziger Universität. Abschlußzeugnis als Diplomphilosoph. Ab 1956 war er Assistent am philosophischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Im Zuge der Parteikampagne der SED gegen Ernst Bloch wird Zehm im Juni 1957 aus dem Institut entfernt und durch den Staatssicherheitsdienst der DDR verhaftet, weil er nicht zur "Selbstkritik" bereit war. Im September 1957 wird Zehm in einem nichtöffentlichen Prozeß zu vier Jahren Zuchthaus wegen "Boykotthetze" verurteilt. Haft in Waldheim und Torgau.

Nach seiner Entlassung 1961 flüchtet er über die Berliner Mauer nach West-Berlin. Wiederaufnahme des Studiums in Frankfurt/M. (Philosophie bei Adorno, Politik bei Carlo Schmid, Kunstgeschichte bei Harald Keller). 1963 promoviert er zum Dr. phil. über das Thema "Historische Vernunft und direkte Aktion". Weiterstudium (Biologie) bei Erben in Bonn. 1964 Eintritt in die Redaktion der Tageszeitung Die Welt in Hamburg. Kultur-Korrespondent in den USA und Mexiko. 1966 in Hamburg Leiter der Geistigen Welt (kulturelle Wochenend-Beilage der Welt), 1971 Leiter des Gesamtbereiches "Kultur" (Feuilleton, Geistige Welt, Bücherwelt, Wissenschaft) in der Welt. Ab dieser Zeit besucht er alle wesentlichen nationalen und internationalen Philosophiekongresse und berichtet darüber.

1975 (nach Verlegung des Redaktionssitzes der Welt nach Bonn) siedelt er nach Bonn über und übernimmt zusätzlich das Ressort "Kulturpolitik". Start der Kolumne "Pankraz", die von nun an regelmäßig einmal in der Woche erscheint: ein philosophisch-wissenschaftlicher, bzw. philosophisch-geistespolitischer Text im Stil der Nietzscheschen Aphorismen. 1977 wird Günter Zehm Erster Stellvertretender Chefredakteur der Welt; er schreibt regelmäßig politische Leitartikel. Nebenher hielt er von 1982 bis 1986 Vorträge am Hoover-Institut der Stanford-Universität, Palo Alto, über die Lage des Kommunismus in Deutschland und Europa und seinen zu erwartenden Zerfall.

1989 Ausscheiden aus der Welt; die Pankraz-Kolumne erscheint nun in der Bonner Wochenzeitung Rheinischer Merkur. Nach der Wende in Deutschland Kontaktaufnahme zur alten Alma Mater in Jena mit dem Ziel der Erlangung eines Lehrauftrages für Philosophie. Die damalige Evaluierungskommission der philosophischen Fakultät (u. a. Gottfried Meinhold, Odo Marquard, Werner Becker) geht auf das Angebot ein. 1993 wird er zum (Honorar-)Professor der Friedrich-Schiller-Universität Jena ernannt. Seit 1995 erscheint die Pankraz-Kolumne in der JUNGEN FREIHEIT. 1998 erreichte Günter Zehm die akademische Altersgrenze.


 
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