© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
Widerstand ist machbar
Tausende protestierten gegen Kündigung der Postbank
Dieter Stein

Vielen Lesern der JUNGEN FREIHEIT muß es bewußt gewesen sein, daß die Kontenkündigung der Postbank gegen die JUNGE FREIHEIT ein Präzedenzfall ist. Eine Linie, die in einer emokratie nicht überschritten werden darf. Nicht anders zu erklären ist es, daß eine derartige Flut von Protestschreiben bei den Verantwortlichen der Bank, aber auch Solidaritätsschreiben bei der JUNGEN FREIHEIT in Berlin eingingen. 1.350 Unterschriften für den Appell, hunderte von Anrufen, Faxen, Emails und Briefen sowie zahllose Kündigungen von Postbank-Konten in mutmaßlich mehrstelliger Millionenhöhe haben bewirkt, daß die Bank schnell eine irrtümliche Entscheidung rückgängig machte – wenn auch eine Entschuldigung bis heute auf sich warten läßt.

Die Ablehnung von seriösen Anzeigen durch angesehene Verlage sind ein Indiz, daß die Krankheit der "Political Correctness" immer weitere Teile der Gesellschaft zu befallen droht. Es gibt nur ein Gegenmittel dagegen: Die Fälle müssen öffentlich gemacht werden. Fall für Fall. Skandal für Skandal. Und dann muß Protest organisiert werden. Per Brief, Telefon, Fax, Email.

Oft verstecken sich die Verantwortlichen derartiger Entscheidungen, die unter dem Druck der "Political Correctness" fallen, hinter bürokratischen Apparaten und glauben, daß die Bürger den Mund nicht aufmachen.

Wenn aber eine kritische Masse an Beschwerden erreicht ist, dann beginnt auch in Vorstandsetagen, die manchmal entrückt wie in Raumschiffen im Paralleluniversum jenseits alltäglicher Realität operieren, das Umdenken. Spätestens wenn es um den Ruf eines Unternehmens geht. Oder wenn es um die Gefahr eines verpatzten Börsenstarts geht wie bei der Postbank.

Konservative, Nationalliberale, demokratische Rechte werden in Deutschland solange diskriminiert, solange sie sich nicht wehren und freiwillig kapitulieren. Gehen sie auf die Barrikaden und protestieren gegen Diskriminierung und Einschränkung von Grundrechten, dann sind sie nicht mehr eine zu vernachlässigende Größe.

Auch bei der Postbank-Kündigung waren wir einige Tage paralysiert. Was sollen wir machen? Lohnt es sich denn überhaupt, den Fall öffentlich zu machen? Weckt man nicht sogar schlafende Hunde, wenn man über die peinliche Kündigung eines Kontos berichtet? Glauben nicht sogar vielleicht manche Leser und Beobachter, daß die Gründe für die Kontenkündigung andere sind, nämlich kaufmännische?

Die Postbank hatte am 5. Januar 2001 unser Hauptgeschäftskonto nach 15 Jahren Geschäftsbeziehung sang- und klanglos gekündigt! Nach 15 Jahren einwandfreier Zusammenarbeit!

Erst über die Medien lieferte der Sprecher der Postbank, Joachim Strunk, die Begründung für die Kündigung nach. Laut Nachrichtenmagazin Focus erklärt der Sprecher der Postbank: "Wir möchten mit extremen Organisationen keine Kundenbeziehungen."

Man kann nur vermuten, daß die JUNGE FREIHEIT bei der Postbank durch Mitglieder der linksextremen Szene denunziert wurde, so daß sie im Zuge der "Kampf gegen Rechts"-Hysterie auf einer "schwarzen Liste" politisch unkorrekter Bankkunden landete.

Wir stellten am 16. Januar Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung beim Landgericht Berlin gegen die Deutsche Postbank AG. Das Landgericht Berlin sollte im Eilverfahren die Postbank zwingen, die Kündigung auszusetzen bzw. eine längere Frist einzuräumen. Der Ausgang eines solchen Verfahrens war jedoch zweifelhaft ... schon öfter hat die Postbank in letzter Zeit ähnliche Verfahren gewonnen.

Erster Verhandlungstag des ungewissen Verfahrens wäre der 14. Februar gewesen. Der Prozeß ist nun dank unserer Leser und Freunde überflüssig geworden. Ein Sieg für Bürgersinn und Zivilcourage.


 
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