© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
Blick in die Medien
Vollblutjournalist
Ronald Gläser

In einer von Moderatoren wie Aleks Bechtel, Alfred Biolek und Sabine Christiansen geprägten Fernsehwelt muß man sich zwangsläufig die Frage stellen, warum ausgerechnet BSE-Rinder notgeschlachtet werden sollen.Aber es gibt auch seriöses Fernsehen. Zu denen, die anständigen Journalismus verkörpern, gehört zweifellos Jürgen Engert. Der gebürtige Sachse ging 1954 nach West-Berlin, um zu studieren. Seine journalistische Laufbahn begann er als Volontär bei der Berliner Tageszeitung Der Abend ; später gründete er das ARD-Hauptstadtstudio. Den meisten von uns dürfte er als Moderator von Kontraste während seiner Zeit beim SFB in Erinnerung sein. Dies soll keine Liebeserklärung an den "Vollblut-Journalisten" (Zitat ARD-Pressemitteilung) Engert werden, weshalb auch seine dunkle Seite erwähnt werden muß: Natürlich hatte sich Engert wie das gesamte westdeutsche Establishment mit der Teilung abgefunden. 1989 noch erklärte er, die Mitteldeutschen wollten mit den Montagsdemos nur die Freiheit, nicht aber die Einheit erreichen. Das müsse den "schnellen Wiedervereinigern ins Stammbuch geschrieben" werden. Aber Engert hat aus seinen Fehlern gelernt. In den letzten Jahren hat er die grassierende Ausländerkriminalität in der Hauptstadt und die Stasi-Verbrechen thematisiert. Er hat sich publizistisch den immer schwerwiegenderen Eingriffen in die Bürgerrechte von "Rechten" (Hausdurchsuchungen, Beugehaft etc.) widersetzt. Mit 65 Jahren ist er jetzt aus dem Dienst ausgeschieden.


 
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