© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/01 16. Februar 2001

 
Blick in die Medien
Börsenschwindel
Ronald Gläser

Das Aktienfieber der neunziger Jahre hat die Auflagen der Wirtschafts- und Börsenpostillen stark klettern lassen. Zeitschriften und Börsenbriefe wie Actienbörse oder Börse Online haben ihre Abonnentenzahlen steigern können, neue Publikationen wie Net
Investor wurden erfolgreich aus der Taufe gehoben. In Arztpraxen, auf Schulhöfen und selbst im Big Brother-Container wurden Wertpapier-Kennummern ausgetauscht. Nun ist es mit den Gewinnen am Neuen Markt vorbei. Internetaktien werden zu Aldi-Preisen verschleudert. Da kann nicht mal mehr der Preisverfall von Rindfleisch mithalten. Es ist, als hätte jemand entdeckt, daß all die Firmen, die nichts produzieren und 200 Millionen Miese jährlich machen, nicht mit 20 Milliarden bewertet werden dürfen. Damit ist auch der unaufhaltsame Aufstieg der Börsenzeitungen gebrochen. In dieser Zeit haben diejenigen Hochkonjunktur, die seit Jahren als Schwarzmaler bekannt sind und immer vor einem Platzen der Spekulationsblase gewarnt haben. Einer der bekanntesten Pessimisten ist Günter Ogger. Der 60jährige Journalist war bei Capital, bis er sich selbständig machte, um einen Bestseller nach dem anderen zu schreiben. Der Titel von "Nieten in Nadelstreifen" wurde zum geflügelten Schlagwort. In seinem neusten Buch "Der Börsenschwindel" rechnet er mit Bankern und Anlageberatern ab, die mit wertlosen Anlagetips abkassieren. Oggers Verdienst liegt in der lückenlosen Darstellung der skandalösen Geschehnisse am Neuen Markt. Freitag abend ist er Gast bei Harald Schmidt (SAT.1, 23:15).


 
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