© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/01 23. Februar 2001

 
Instruktionen für Fischer
von Ronald Gläser

George W. Bush hat sein Debüt als US-Präsident und als würdiger Nachfolger seines Vaters abgeliefert. Doch sein explosiver Einstieg in die Weltpolitik ist mehr als das Begleichen einer alten, familiären Rechnung. Auch Bill Clinton und Madeleine Albright sind nicht gerade rücksichtsvoll mit dem Bagdader Hussein-Regime umgegangen. Ein Vertreter des US-Pentagon bezeichnete die Luftschläge von 24 britischen und amerikanischen Bombern als einen "Akt der Selbstverteidigung". Als hätten die Iraker Los Angeles, Chicago oder Washington bedroht! Diese Begründung kann wohl nur nachvollziehen, wer den Irak für eine Art Bombentestgelände hält.

Der Irak ist aus Sicht von Männern wie Bush und Blair ein Land, auf dessen Souveränität und Integrität ungehindert herumgetrampelt werden kann. Nur Polen und Kanada billigten die Bombardements. Aus den anderen Nato-Staaten, allen voran Frankreich und Türkei, kam teilweise lautstarke Kritik. Daß Bundeskanzler Schröder sich gar nicht äußerte, war wahrscheinlich das beste, was er tun konnte.

Die hastige Reise von Außenminister Fischer zum Verbündeten diente wohl der Entgegennahme neuer Instruktionen. Die US-Militärs hatten sich nämlich vor dem Angriff nicht die Mühe gemacht, Berlin in das Vorhaben einzuweihen. Wenn das die neue US-Außenpolitik ist, dann ist die partnership in leadership von George Bush sen. wohl endgültig tot. Oder werden der Ex-"Steinewerfer" und seine Freunde in Washington etwa nicht ernst genommen?


 
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